Kommentar

Ärzte blamieren Apotheker

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Berlin -

Noch hoffen die Apotheker, dass nicht auch noch in Sachsen die Hausärzte

das ABDA/KBV-Modell zu Fall bringen. Denn das Aus im Freistaat würde

vermutlich das endgültige K.o. für das Projekt bedeuten, das eigentlich

frischen Wind in die Arzneimittelversorgung bringen sollte. Für Ärzte

und Apotheker wäre ein Scheitern eine Blamage: Die ABDA hatte ganz auf diese Karte gesetzt und derzeit keine Alternative. Die Mediziner wiederum würden ein weiteres Mal unter Beweis stellen, dass sie aufgrund innerer Konflikte und eines überholten Konkurrenzdenkens für neue Versorgungsideen nicht bereit sind.

Das Projekt stand von Anfang an unter keinem guten Stern: Krankenkassen und Hersteller sahen den Schulterschluss von Ärzten und Apothekern extrem kritisch. Dass das Konzept in abgespeckter Version überhaupt ins Gesetz kam, ist schon erstaunlich. Umso mehr sieht die Politik seit zwei Jahren die Initiatoren in der Pflicht.

Doch unter den Partnern gab es Probleme: Weil die ABDA alle Ärzte mit im Boot haben wollte, verhandelte sie mit der KBV. Die steht jedoch in den Ländern unter Beschuss; verbandspolitische Querschüsse waren vorprogrammiert. Im KBV-Vorstand trieb Dr. Carl-Heinz Müller das Projekt mit den Apothekern voran; als er 2012 seinen Hut nahm, kühlte das Interesse der Mediziner merklich ab.

Der Hausärzteverband hatte von Anfang an beleidigt reagiert und das Projekt torpediert. Mit der Angst der Mediziner, die Pharmazeuten könnten ihnen Geschäftsfelder streitig machen, lässt sich an der Basis prima zündeln. Auch in Sachsen ist der lange Arm von Verbandschef Ulrich Weigeldt zu spüren: Die Vorsitzende Ingrid Dänschel ist selbst im Vorstand des Bundesverbands und damit auf Linie.

Weil die KV-Vertreterversammlung in Sachsen dem Projekt nie explizit zugestimmt hat, steht das ABDA/KBV-Modell dort ohnehin auf wackeligen Beinen. Dass die AOK Plus das Modell nur in Thüringen durchführen würde, ist zu bezweifeln. Schließlich verspricht sich die Kasse insbesondere in Sachsen eine Verbesserung der Rabattquote. Auch wegen der Versichertenstruktur soll Sachsen das Paradebeispiel für einen bundesweiten Roll-Out werden.

Selbst wenn sich die Funktionäre der KV durchsetzen, könnten die vom Hausärzteverband angestachelten Mediziner in den Regionen ihre Teilnahme einfach verweigern. Dann hätten zwei Bundesverbände, eine AOK und insgesamt vier Landesverbände fast zwei Jahre umsonst geplant, entworfen und verhandelt.

Auch die Politik wird nicht begeistert sein. Extra für die Heilberufler wurde ein Passus ins Sozialgesetzbuch übernommen. Von der einzigen kooperationswilligen Kasse wurde dieser zunächst über den Haufen geworfen, dann ziehen sich die Verhandlungen Monate lang hin, und schließlich droht das Projekt wegen interner Querelen zu scheitern. Wie werden Bahr, Spahn & Co. wohl das nächste Mal reagieren, wenn ein „innovatives Versorgungskonzept“ vorgestellt wird?

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt dürfte das Nein der Mediziner aus seiner eigenen Region besonders weh tun. Schon als Vize hatte er das Projekt mit entworfen und es später als Ausgangsbasis für das neue Berufsbild verteidigt. Eines dürften die Apotheker mittlerweile realisiert haben: Mit den Ärzten sind gemeinsame Versorgungskonzepte nur schwer umzusetzen.

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