Die Immobilienfrage treibt die ABDA seit nunmehr fast fünf Jahren um. Spätestens 2020 soll das neue Haus bezogen werden. Die Standesvertretung investiert erneut Millionen für ein Großprojekt. Es ist das zwangsläufige Ergebnis der Verfolgung einmal gesetzter Prämissen. Diese anzuzweifeln gehört seit jeher nicht zu den Stärken der ABDA. Ein Kommentar von Alexander Müller.
Weil sich das Mendelssohn-Palais als zu klein und letztlich für die Bedürfnisse der Standesvertretung ungeeignet erwies, wurden verschiedenste Lösungen diskutiert. Erst sollte das ehemalige Polizeigebäude auf dem Nachbargrundstück durch einen funktionalen Bürokomplex ersetzt werden. Die Mitgliederversammlung stimmte im Februar 2011 gegen die Erweiterung nebenan.
Dann folgte Anfang 2013 die fixe Idee, das bestehende Haus um zwei Etagen aufzustocken. Geschätzte Baukosten: 15 Millionen Euro, sofern der Denkmalschutz überhaupt mitgespielt hätte.Weitere 11,5 Millionen hätten nach den vom Gesamtvorstand schon abgenickten Plänen für die Sanierung des Hauses ausgegeben werden müssen. Kurz vor der entscheidenden Mitgliederversammlung wurde der Plan fallen gelassen. Verkauf und Umzug, lautete die neue Devise. Am Mittwoch steht das Projekt Heidestraße zur Abstimmung. Jetzt geht es um 35 Millionen Euro.
Es ist müßig, über die Höhe dieses Betrages zu streiten. Gemessen an Preisen außerhalb des Zentrums Berlins ist es natürlich irrsinnig viel. Andererseits können 1700 Euro pro Apotheke wenig sein, wenn die Standesvertretung gravierende politische Erfolge erzielt.
Es ist müßig, darüber zu streiten, wie linear der Erfolg politischer Arbeit von der räumlichen Entfernung zum Zentrum der Macht abhängt. Laufen die Abgeordneten zum Apothekerhaus? Einer kleinen Lobbytruppe in einem kleinen Mietbüro im Zentrum steht das Argument gegenüber, effizientes Arbeiten sei nur unter einem Dach möglich.
Das aber war eine dieser klar formulierten Prämissen: Wir wollen definitiv unter einem Dach arbeiten, sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt gegenüber APOTHEKE ADHOC, als vor einem Jahr die Suche begann. Und zweitens: „Es nützt uns überhaupt nichts, wenn wir in Marzahn oder in Hellersdorf eine Dependence haben, wir müssen eigentlich mitten ins Zentrum von Berlin.“
Perspektivisch mehr als 100 Mitarbeiter im Zentrum Berlins und unter einem Dach – das schließt jede kostengünstige Alternative von vornherein aus. Zumal Schmidt noch hinzufügte: „Mir persönlich wäre eine gewisse Repräsentativität wichtig.“ Allerdings war ihm, das soll nicht unterschlagen werden, eine maximale Funktionalität das Wichtigste.
Es ist müßig, darüber zu streiten, ob in der Niedrigzinsphase der Kauf oder Bau von Immobilien das einzig Richtige ist, wenn man Geld auf der hohen Kante hat. Oder ob der Immobilienmarkt in Großstädten nicht gerade deshalb schon vollkommen überhitzt ist. Und ob man als Standesvertretung seine ganze Kraft in ein gigantisches Bauvorhaben investieren muss.
Die Apotheker können sich laut Schmidt einen Neubau für 35 Millionen Euro leisten – und auch hier hat sich die Prämisse des Präsidenten durchgesetzt, der vielen Apothekern mit eigener Apotheke einleuchten mag: „Ich finde immer, wenn man kann, dann ist es immer richtig, Eigentum zu erwerben.“ Er sei zwar kein Experte für Immobilien, würde aber „der Mitgliederversammlung immer dazu raten, etwas zu erwerben, noch lieber, was selber zu bauen“.
Alle Prämissen wurden bei dem Projekt an der Heidestraße eingehalten. Wenn die Mitgliedsorganisationen zustimmen, werden die Apotheker in vielen Jahren beurteilen können, ob es sich für sie gelohnt hat. Falls nicht, wird jemand anderes dieses Urteil sprechen, genau wie heute. Nur hoffentlich ereilt die Apothekerschaft nicht jenes traurige türkische Sprichwort: „Wenn das Haus fertig ist, kommt der Tod.“
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