Kommentar

Keine Angst vor Kompetenz!

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Berlin -

Der Kampf um die Fachkräfte hat bereits begonnen. Der demografische Wandel bringt es mit sich, dass es nicht nur mehr alte, sondern auch weniger junge Menschen gibt. Sie müssen sich keine großen Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen – vor allem nicht im Gesundheitsmarkt. Statt dem Run auf Ausbildungsplätze gibt es inzwischen ein Werben um Nachwuchs. Damit die Apotheken dabei nicht auf der Strecke bleiben, müssen die Berufe reformiert werden.

Den Apotheken droht ein ernsthaftes Personalproblem. Für Beratung und andere zusätzliche Leistungen werden eigentlich mehr Mitarbeiter benötigt. Doch die Zahl der PKA- und PTA-Auszubildenden ist rückläufig. Für diese Berufe hat die öffentliche Apotheke nicht viel zu bieten: wenig Kompetenzen, ständige Aufsicht durch den Apotheker und kaum Aufstiegschancen.

Kritiker fordern schon seit Jahren, den beiden Berufen mehr zuzutrauen. Der Bundesverband PTA (BVpta) und die Apothekengewerkschaft Adexa wollen die PTA-Ausbildung um ein halbes Jahr auf insgesamt drei Jahre verlängern. Es wurde auch schon diskutiert, die Ausbildung an Fachhochschulen zu verlagern und in einen Bachelorstudiengang umzuwandeln.

Doch die Apotheker sind skeptisch, fürchten höhere Gehälter, vor allem aber den „Apotheker light“. Die Sorge ist nicht unbegründet, das zeigt der Blick nach Schweden: Dort dürfen nicht nur Apotheker, sondern auch Rezeptare eine Apotheke leiten, die ein dreijähriges Studium absolviert haben. In Finnland dürfen Bachelor-Absolventen Filialapotheken leiten.

Geschäftsinhaber haben immer ein natürliches Interesse an niedrigen Löhnen. Den Apothekern steht es schlecht zu Gesicht, die Hilfskräfte, die sie dringend brauchen, klein zu halten. Denn sie selbst streben nach neuen Aufgaben, etwa im Bereich des Medikationsmanagements. Solche Leistungen werden sie aber nur dann erbringen können, wenn sie andere Aufgaben delegieren können. Diesen Schritt sollten die Apotheker wagen und ihr Personal entsprechend befähigen.

Stattdessen setzen sie heute auf Imagekampagnen, ohne erweiterte Kompetenzen für ihre Mitarbeiter überhaupt in Betracht zu ziehen. Solche Initiativen bringen wenig, wenn der Beruf an sich für junge Menschen unattraktiv bleibt. Je länger die Apotheker mauern, desto größer wird der Druck. Auch wenn hierzulande die Ketten als treibende Kraft fehlen – je größer die Personalnot wird, desto wahrscheinlicher wird der Ruf nach mehr Apothekern und einer verkürzten Ausbildung.

Ein Bachelor-Apotheker wäre für das Berufsbild gefährlicher als eine PTA mit einer dreijährigen Ausbildung oder eine PKA mit mehr Kompetenzen. Dafür müssten die Pharmazeuten die Angst hinter sich lassen, dass PTA ihnen den Rang ablaufen. So entspannt könnten sie nach fünf Jahren Studium aber eigentlich sein.

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