ebay-Sterne statt DIMDI-Siegel Patrick Hollstein, 08.04.2013 15:09 Uhr
Wer sein Vermögen vor dem Fiskus in Sicherheit bringen möchte, der
„zieht“ auf die Cayman Islands. Wem das Fremdbesitzverbot im Weg ist,
der gründet seine Versandapotheke in Holland. Und wer Arzneimittel übrig
hat, der verkauft sie einfach bei ebay oder Amazon. Denn die Betreiber
der beiden großen Verkaufsportale haben ihren Sitz in Luxemburg – und
sind damit genauso wenig zu fassen wie die Strippenzieher in den
Steueroasen.
Normalerweise benötigt man eine Versanderlaubnis, um Arzneimittel an deutsche Verbraucher zu schicken. Wenn man im Ausland ansässig ist, muss man noch dazu auf der Länderliste des Bundesgesundheitsministeriums stehen. Und wenn man ebay und Amazon OTC-Produkte verkaufen will, muss man sich als zugelassene Versandapotheke identifizieren.
So weit die Theorie. In der Praxis ist es eher von Nachteil, sich an die Regeln zu halten. Wie viel einfacher ist es doch, unter Pseudonym ein schnelles Geschäft zu machen: Insulin zum Schnäppchenpreis, zehn Stück verfügbar, 3... 2... 1... deins. Wenn man irgendwann wirklich vom Portalbetreiber gesperrt wird, meldet man sich halt einfach neu an.
Im großen Stil wird man illegale Pillengeschäfte auf diese Weise zwar vermutlich nicht machen. Immerhin können andere Nutzer Verstöße gegen die Regeln melden, und angeblich sind ja auch Fahnder der Portalbetreiber selbst im Netz unterwegs. Arzneimittelsicherheit ist aber keine Frage der Netiquette, und ebay und Amazon sind eben keine schmuddeligen Pillenshops, sondern die führenden Verkaufsportale in Deutschland. Wer genügend Sterne hat, der braucht kein DIMDI-Siegel.
Genau hier liegt aber auch die Chance für die apothekerliche Internet-Polizei: Denn für Amazon & Co. gibt es nichts Schlimmeres, als mit dubiosen Anbietern in Verbindung gebracht zu werden. Warum wohl gibt es einen ebay-Käuferschutz?
Auch wenn es also nicht zum pharmazeutischen Kernbereich gehört, Internet-Polizei zu spielen: Durchhalten lohnt sich. Hingucken, melden, öffentlich machen.