Kommentar

Alles Fontane

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Berlin -

Die zweite Debattenrunde im Netz hat sich gelohnt. Wenn sich auch nicht allzu viele Apotheker daran beteiligt haben, ihre Anmerkungen waren offenbar nützlich. Das Leitbild 2.0 ist sortierter und selbstbewusster. Oft sind es nur sprachliche Nuancen, die den Unterschied machen: Die Apotheker „stellen sich“ der Verantwortung, statt sich ihr stellen zu wollen, sie „übernehmen Verantwortung“ und „leisten einen Beitrag“. Leider bleibt es an anderen Stellen zaghaft. Und was das mit Fontane sollte, muss mal jemand erklären.

Das Leitbild soll den Apothekern eine Richtschnur werden, wie sie sich im Sinne einer Mehrheit des Berufsstandes verhalten sollen. Und es soll ihnen Klarheit darüber verschaffen, in welche Richtung die Standesvertretung bei politischen Entscheidungen marschieren wird.

Diese Sicherheit liefert das Leitbild jedoch nur teilweise, wenn konkrete Positionierungen mit schwachen Absichten vermischt werden. An zu vielen Stellen wollen die Apotheker nur „helfen“, dieses oder jenes Ziel zu erreichen. Das kann im Einzelfall Alles bedeuten.

Dass die Apotheker nicht das Versprechen abgeben können, den Markt ganz allein von Arzneimittelfälschungen freizuhalten, ist noch nachvollziehbar. Aber wieso müssen sie bei der Herstellung von Rezepturen „helfen“, den Bedarf zu decken? Wer soll denn dabei noch helfen?

Abseits solcher Details und Formulierungsfragen muss das Papier seinen Wert auch in der politischen Debatte erst noch beweisen. Es war sicherlich gut, die Ablehnung des Fremdbesitzverbots noch einmal zu stärken. Dass sich in Berlin allerdings irgendjemand von Honorarforderungen in einem Perspektivpapier beeindrucken lässt, ist eher unwahrscheinlich.

Zum Schluss der Schluss: Das Zitat von George Bernard Shaw wurde durch eines von Theodor Fontane ersetzt. Schöner ist das zwar nicht, aber es ist von Fontane. Und der war eben „deutscher Schriftsteller und approbierter Apotheker“, wie es im Leitbild heißt.

Man fragt sich, wessen Glanz hier auf wen ein wenig rieseln soll. Und man fragt sich, ob Fontane uns eigentlich wegen seines erlernten Berufs in Erinnerung ist, oder weil er seiner Berufung folgte. Den Apothekerberuf hat er als junger Mann aufgegeben, um zu schreiben. Was ein Glücksfall war.

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