Pharma ist durch: Die Große Koalition will weiter an Arzneimitteln sparen und sich Ärger vom Leib halten. Also gibt es ein bisschen Zwangsrabatt samt immer währender Preissperre. Zum Ausgleich werden die zum Teil vielleicht zu teuren Originalarzneimittel im Bestandsmarkt in Ruhe gelassen. Ob der Deal gerecht ist, darüber hat jede Seite ihre eigene Auffassung. Pragmatisch ist er auf jeden Fall.
Das AMNOG war das ehrgeizigste Unterfangen schwarz-gelber Gesundheitspolitik. Endlich sollte Schluss sein mit der willkürlichen Preisbildung. Seitdem müssen alle neuen Arzneimittel ihren Mehrwert unter Beweis stellen. Das System spielt sich zwar langsam ein. Doch selbst die Opposition kam nicht umhin, verstohlen zu applaudieren.
Nur mit der Ausweitung der Prüfung auf den Bestandsmarkt hatte man sich offensichtlich verhoben. Zu groß waren der Aufwand und das Risiko, von den betroffenen Firmen erst mit Studien überschwemmt und dann verklagt zu werden. Dass die Union jetzt ihr eigenes Großprojekt zurückdreht, wird mit dem Verweis auf ein „lernendes System“ erklärt. Die Lektion lautet: Systemveränderungen sind zu komplex, lieber an der kindersicheren Rabattschraube drehen.
Der Aufschrei der Industrie war zwar unvermeidbar – aber wenn die Hersteller über einen fehlenden Inflationsausgleich klagen, kann es so schlimm nicht gewesen sein. Da aber selbst die Kassen nicht wie sonst in solchen Fällen von Pharmageschenken sprechen, scheinen Lauterbach und Spahn gut justiert zu haben.
So gesehen haben die Apotheker Glück gehabt, dass ihr Kassenabschlag bis 2015 fest vereinbart ist. Sonst hätte die Arbeitsgruppe Gesundheit auf die Idee kommen können, das „Sonderopfer“ von 2,05 Euro fortzuschreiben. Merke: Das Nichtauslaufenlassen eines Spargesetzes ist kein neues Spargesetz.
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