Kommentar

Platz für Allgemeinplätze

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Berlin -

Die FDP war lange als Apothekerpartei „verschrien“. Die Pharmazeuten haben in der Tat überdurchschnittlich oft für die Liberalen gestimmt. Ob das nach dieser Legislatur noch so ist, wird der 22. September zeigen. Zumindest ein bisschen werben die Freidemokraten jetzt wieder um ihr einstiges Stammklientel. Doch möglicherweise machen sie damit alles nur noch schlimmer.

Im ersten Entwurf zum Wahlprogramm kamen Apotheker nicht vor. Nach Hunderten von Änderungsanträgen tauchen sie in der aktualisierten Version plötzlich auf – wenn auch nur in einem etwas nichtssagenden Vierzeiler.

Es würde nicht überraschen, wenn der FDP ob dieses vermeintlichen Sinneswandels jetzt wieder Klientelpolitik vorgeworfen wird. Dabei bietet die Passage nur Allgemeinplätze: Die Liberalen sind für den Erhalt eines wohnortnahen Apothekennetzes. Wer wäre das nicht?

Die weiteren Ausführungen könnten aber sogar die Apotheker erneut verärgern: Um gut zu beraten, bräuchten die Apotheken „weiterhin eine leistungsgerechte Vergütung“, meinen die Liberalen. Muss man daraus lesen, dass das Honorar derzeit leistungsgerecht ist? Unter Apothekern gibt es speziell seit dem AMNOG durchaus lebhafte Diskussionen über die Angemessenheit ihrer Vergütung – und über die Personen und Parteien, die dafür verantwortlich sind.

Im Koalitionsvertrag hatten sich FDP und Union mit dem versprochenen Pick-up-Verbot in die Nesseln gesetzt. Vielleicht wollen die Liberalen diesmal nicht zu konkret werden: die Apotheker versöhnen, ohne die Kritiker aufzumischen. In aktuellen Umfragen fristet die einst stolze liberale Bürgerpartei ein trauriges Dasein im Schatten der 5-Prozent-Hürde – da können die Stimmen der Apotheker durchaus ins Gewicht fallen.

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