Kommentar

Bittere Pille, guter Kompromiss Alexander Müller, 23.05.2013 14:13 Uhr

Berlin - 

Der erhoffte Befreiungsschlag ist zum Greifen nah: Kassen und Apotheker haben sich auf einen neuen Kassenabschlag verständigt – wenn man so will, sogar auf fünf neue Kassenabschläge. Nicht nur für das laufende Jahr soll es eine Lösung geben, sondern auch für die leidigen Verfahren der Vergangenheit und für die beiden kommenden Jahre. Das ist eine sehr gute Nachricht. Da vermutlich keine Seite die Lösung für gerecht hält, ist sie vielleicht genau dies.

Der Kompromiss bei rund 1,80 Euro liegt sogar ziemlich in der Mitte der beiden Extremforderungen: Der DAV hatte für den Kassenabschlag 2010 einmal einen Wert von 1,32 Euro ins Spiel gebracht, die Kassen hatten lange auf 2,30 Euro gepocht, den Wert von 2008.

Natürlich hatten die Apotheker gehofft, wegen des ständig steigenden Aufwands unter 1,75 Euro zu landen. Doch dem Vernehmen nach hatte der Schiedsstellenvorsitzende Dr. Rainer Hess für diesen Startwert wenig Sinn. Die Rechenmodelle, die zu den 1,75 Euro geführt hatten, waren zudem gerichtlich beanstandet worden.

Ohne den DAV-Vertretern mangelndes Verhandlungsgeschick zu unterstellen – vielleicht war wirklich nicht mehr drin. Denn man kann davon ausgehen, dass sich die Kassen deutlich mehr als den jetzt ausgehandelten Zwangsrabatt vorgestellt hatten. Und auch der ist noch nicht sicher. Nun bleibt zu hoffen, dass nicht wieder einzelne Kassenverbände die Einigung zu Fall bringen.

Positiv ist vor allem, dass die Apotheken jetzt Sicherheit für die Jahre 2009 und 2010 haben. Denn eine letztinstanzliche Entscheidung vor dem Bundessozialgericht hätte wohl noch Jahre auf sich warten lassen – mit ungewissem Ausgang.

Nach den mehr als zähen Verhandlungen haben Kassen und Apotheker nun fürs Erste genug und wollen vom Abschlag lange Zeit nichts mehr hören. Wie im Rausch wurde der Zwangsrabatt gleich bis 2015 ausgehandelt. Danach soll er womöglich ganz wegfallen. Wenn die Apotheker sich dann in den Verhandlungen um ihr Honorar schlau anstellen, könnte auch dies ein guter Kompromiss sein.