Kommentar

An der Sicherheit gespart

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Berlin -

Stationsapotheker erhöhen die Patientensicherheit. Trotzdem demonstrierten Klinikmitarbeiter in Hannover gegen das neue Krankenhausgesetz, das eine verpflichtende Einstellung von Apothekern vorsieht. Grund für den Protest: Die Apotheker bringen keine Patientensicherheit und sind zudem teuer. Wenn Kriminalität, Kostenfaktoren und Fachkräftemangel aufeinander treffen, verliert der Apotheker. Ein Kommentar von Deniz Cicek-Görkem.

Opfer des Ex-Pflegers Niels H. als auch deren Angehörige werden die Idee einer zusätzlichen Kontrollinstanz in der Klinik wahrscheinlich für gut befinden. Schließlich sehen zwei weitere geschulte Augen mehr. Und wer kann den Medikamentenverbrauch besser kontrollieren als Arzneimittelexperten?

Die Mordserie im Delmenhorst und Oldenburg führte zu einem Umdenken im niedersächsischen Gesundheitsministerium: Um derartige kriminelle Handlungen an Kliniken zu verhindern, sollen mehr Apotheker auf Station tätig sein. Wie leider oft bei Gesetzesänderungen: Erst müssen Menschen zu Schaden kommen oder sterben, damit etwas passiert.

Wenn man sich die Situation in anderen Ländern anschaut, sieht man gewaltige Diskrepanzen, sowohl in der Situation der Stationsapotheker als auch in der Ausbildung. Klinische Pharmazie, Pharmakologie und Pharmakotherapie nehmen fast 70 Prozent des Pharmaziestudiums in England ein, während Deutschland den Fokus auf die Pharmazeutische und Medizinische Chemie legt.

Auch die Zahlen des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) zeigen, wie unterschiedlich Apotheker in die stationäre medizinische Versorgung eingebunden sind: Während ein Apotheker in Deutschland 300 Klinikbetten betreut, liegt der europäische Durchschnitt bei 100 Betten.

Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) stellt in Frage, dass die Patientensicherheit mit dem Einsatz von zusätzlichen Apothekern in Kliniken erhöht wird. Sie sieht zwar ein, dass Pharmazeuten mit ihrer Spitzfindigkeit die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöhen und die medizinische Versorgung verbessern, doch das reicht der NKG nicht. Denn Apotheker kosten Geld und seien eine „Zusatzbelastung“.

Dass Krankenhäuser nicht nur medizinisch, sondern auch wirtschaftlich funktionieren müssen, steht außer Frage. Apotheker passen in diese Konstellation angeblich nicht rein. Weder das Land, noch die Krankenkassen wollen sich an den Kosten beteiligen. So müssen letztendlich die Kliniken alleine für das „Pillenzählen“ aufkommen, obwohl laut NKG die Überwachung des Medikamentenverbrauchs nicht zu den Aufgaben der Pharmazeuten gehöre. Sie vergessen, dass Apotheker zur Prävention von Arzneimittel induzierten Notaufnahmen beitragen, beispielsweise aufgrund von Interaktionen. Gesundheit ist Gold wert und kann nicht immer monetär ausgedrückt werden.

Berücksichtigt werden sollte, dass aufgrund der pharmazeutischen Expertise direkte Kosten, wie ärztliche Leistungen und zusätzlicher Arzneimittelverbrauch – beispielsweise aufgrund Medikationsfehler – eingespart werden können. Auch Produktivitätsverlust und Einbußen der Lebensqualität im Sinne der nicht messbaren, indirekten Kosten könnten vermieden werden. Man darf Apotheker daher nicht als Kostenfaktoren sehen, denn Qualität kann auch Geld sparen.

Den Begründungen des Widerständler zu urteilen, spielen für den Protest nicht nur finanzielle Aspekte eine Rolle. Die Pharmazeuten, die eingestellt werden müssten, seien erst gar nicht verfügbar, so die Aussage. Eine ähnliche Aktion könnte daher auch von Apothekeninhabern kommen, zumindest was die Suche nach fachkundigem Personal angeht. Auch wenn Pappfiguren und Pappnasen keine Apotheker herzaubern können, teilt man sich dennoch eine gemeinsame Sorge mit den Kliniken: Es gibt nicht genügend Fachkräfte.

Aber ist mal jemand auf die Idee gekommen, dass Apotheker aus einem bestimmten Grund so gefragt sind?

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