QMS, AMTS, Präqualifizierung – die Anforderungen an die Apotheker werden nicht kleiner. Das gilt auch für ihre Standesvertretung, deren Aufgaben zahlreicher und komplexer werden. Deshalb sind sich die Mitgliedsorganisationen weitgehend einig, dass beim Personal aufgestockt werden muss. Und deshalb ist sich der ABDA-Vorstand schon einig, dass auch das Apothekerhaus aufgestockt werden soll. Ein Schluss, der zumindest diskutiert werden sollte.
Rund 1500 Quadratmeter mehr sollen zwei zusätzliche Stockwerke auf dem Mendelssohn-Palais schaffen, ein Drittel entfällt auf Büro- und Besprechungsräume, der Rest auf die Verkehrsflächen. 15 Millionen Euro soll das Ganze kosten. Mit Herstellungskosten von 10.000 Euro pro Quadratmeter für Büroflächen kommt man in Berlin schon ziemlich weit. Rechnet man dann noch die fälligen Sanierungskosten für das Apothekerhaus hinzu, sind es schwindelerregende 17.500 Euro pro Quadratmeter. Da ist der Gewinn von geschätzt 17 Millionen Euro aus dem Verkauf der Immobilie im Falle eines Neubaus noch nicht eingepreist.
Die erwünschte Zusammenführung der aktuell 76 Arbeitsplätze wäre ein unbestreitbarer Vorteil des Umbaus. Die Notwendigkeit für mehr Mitarbeiter kann niemand von außen der ABDA absprechen. Aber müssen die Apotheker im wahrsten Sinne um jeden Preis in ihrer Immobilie bleiben? Einem Haus, mit dem die Organisation seit Monaten nur Ärger hat, sei es mit Fluchtwegen, dem Brandschutz oder sonstigen Renovierungsarbeiten.
Der Gesamtvorstand ist für den Erhalt des Gebäudes, weil die ABDA ihre Verantwortung für die historische Bedeutung des Gebäudes als Kulturgut wahrnehmen will. Ist das wirklich die Aufgabe einer Standesorganisation? Vielleicht könnten die Apotheker den Erhalt der Kulturgüter auch dem Berliner Senat überlassen, der sich solcher Aufgaben gerne annimmt.
Zwischen zentraler Lage und Gendarmenmarkt gibt es durchaus Abstufungen, ebenso zwischen repräsentativem Gebäude und Mendelssohn-Palais. Dabei geht es nicht um eine mit Missgunst und Misstrauen aufgeladene Debatte über „die da oben“, sondern um die einfache Frage, was wirtschaftlich sinnvoll ist. Und es geht darum, überhaupt eine Debatte mit zahlenden Mitgliedern zu führen.
Vor drei Jahren hat sich die Mitgliederversammlung gegen den Kauf des Nachbargrundstücks ausgesprochen. Das lag mindestens teilweise an der politischen Lage: Während die Basis unter dem AMNOG stöhnte, wollte sich die Spitze ungern ein neues Haus bauen.
Die jüngsten Zahlen aus den Apotheken waren erstmals wieder etwas besser – inklusive Friedhofsblumeffekt. Jetzt scheint die Bereitschaft für eine größere Investition in der Jägerstraße größer zu sein. Das ist legitim, sollte aber auch offen diskutiert werden. Vielleicht auf einer Onlineplattform „Hausbauprozess“.
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