Kommentar

Rein oder nicht rein?

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Berlin -

Die Apotheker und der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) – das ist eine lange und schwierige Beziehung: Einerseits wünscht sich der Berufsstand in dem wichtigen Gremium mehr Mitsprache, andererseits schreckt er vor der Verantwortung zurück – und nicht zuletzt vor den Kosten einer Mitgliedschaft.

Im Jahr 2003 hatte sich die ABDA um einen Platz beworben – doch der Gesetzgeber sagte Nein. Seitdem wird beim Deutschen Apothekertag (DAT) regelmäßig über das Thema diskutiert. Zuletzt schien die Debatte erledigt. Aus Effizienzgesichtspunkten sei es sinnlos, die Vor- und Nachteile erneut zu prüfen, so das Argument.

Doch wann immer eine politische Entwicklung aus dem Umfeld des G-BA gegen die Apotheker läuft, kocht die Debatte wieder hoch. Jüngstes Beispiel: Die Verlagerung der Erstellung einer Aut-idem-Liste in den G-BA. Jetzt beschließen Kassen und Ärzte die Liste, die Apotheker dürfen nur Stellungnahmen abgeben.

Die Umsetzung der Liste zeigt, dass sich eine ordentliche Mitgliedschaft in diesem Fall womöglich gelohnt hätte: Weil im Beschluss keine Frist gesetzt wurde, trat die Liste am 10. Dezember in Kraftohne dass die vom Substitutionsausschluss betroffenen Wirkstoffe in der Software entsprechend gekennzeichnet waren. Es ist naheliegend, dass die Einbindung der ABDA im Rahmen einer Vollmitgliedschaft intensiver gewesen wäre. Vielleicht hätten die Apotheker die Problematik der Softwareaktualisierung anbringen können. Mag die Relevanz dieses Themas begrenzt sein, es werden fraglos andere kommen.

Daher verfängt auch das Argument nicht, man könne als Mitglied des G-BA dessen Beschlüsse nicht mehr kritisieren. Tatsache ist, die ABDA müsste die Beschlüsse dann mittragen. Aber welchen Unterschied macht das? Mit den Folgen leben müssen die Apotheker so oder so. Aber eine ABDA, die nur ausgefertigte Beschlüsse des G-BA bemäkelt, bringt dem Berufsstand nichts. Die Öffentlichkeit ist daran ebenso wenig interessiert.

Ein weiteres Argument, das gegen eine G-BA-Mitgliedschaft ins Feld geführt wird, ist die geringe Effizienz. Angesichts der Übermacht der Krankenkassen sei eine Stimme für die ABDA nicht viel Wert. Aktuell sitzen den fünf GKV-Vertretern jeweils zwei von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sowie ein Vertreter der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) gegenüber. Ein zusätzlicher Platz für die Apotheker als Leistungserbringer würde wegen der paritätischen Besetzung einen weiteren Sitz für die Kassen mit sich bringen.

In dieser Konstellation – argumentieren die Gegner einer Mitgliedschaft – würden die Apotheker immer überstimmt werden. Mag sein, aber eine Stimme wäre immer noch eine Stimme mehr als keine Stimme. Wenn die ABDA nur in Runden mitreden möchte, in denen sie die Mehrheit hat, bleiben eigentlich nur interne Arbeitskreise. Ob das effektiver ist, steht auf einem anderen Blatt.

Koalitionen im G-BA sind durchaus denkbar – insbesondere mit den Ärzten. Warum soll es nicht auch Schnittmengen mit den Krankenkassen geben? Vor allem könnten man im G-BA eines: mit den anderen Playern reden. Vielleicht besteht die Angst, das die anderen das gar nicht wollen.

Bleibt das Geldargument. Eine Mitgliedschaft im G-BA wäre teuer, vor allem wegen des zusätzlichen personellen Aufwandes. Die ABDA müsste sich zu allen Themen äußern – hätte allerdings dann auch die Möglichkeit dazu. Über den sinnvollen Einsatz der verfügbaren Mittel lässt sich auch an anderen Positionen im Haushalt streiten. Die Kosten-Nutzen-Bewertung einer G-BA-Mitgliedschaft muss die ABDA intern machen – auch in Zukunft und immer wieder aufs Neue.

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