„Wir sind die, die man Spießer nennt!“ So spricht die LBS gezielt den Häuslebauer im Durchschnittsdeutschen an. Auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt gehört zur Sparkassen-Klientel: Er baut lieber, als dass er mietet, gerade wenn die Zinsen so niedrig sind. „Auch meine Apotheke ist in meinem Besitz“, lautete das Argument, das auch den Vertretern der Kammern und Verbände einleuchtete. So wird die ABDA zum „Allgemeinen Bauverein Deutscher Apotheker“.
35 Millionen Euro will die ABDA in ein neues Bürogebäude am Berliner Hauptbahnhof investieren – genauso soviel wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) für Bauabschnitt 1 ihres Ensembles am Tiergarten und halb soviel wie der GKV-Spitzenverband für das „Palais am Deutschen Theater“.
Nur: Die Apotheker haben nicht einmal ein Drittel soviele Mitarbeiter – und legen das Doppelte ihres kompletten Jahreshaushalts auf den Tisch beziehungsweise das Doppelte dessen, was das Mendelssohn-Palais derzeit auf dem Papier wert ist.
Noch weiß niemand, welche Kosten – Umzug, Makler, Zwischenmiete – schon eingerechnet sind und was womöglich erst noch obendrauf kommt. Laut Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz sind noch nicht alle Modalitäten geklärt – nach der wenig überzeugenden Präsentation im Dezember gab es wegen der vagen Angaben zu Bauzeit und Kosten mahnende Stimmen. Geht man von einer unter guten Kaufleuten üblichen Planungsreserve von 20 Prozent aus, kommt man schon auf 42 Millionen Euro.
Soviel hat Geld hat noch nicht einmal die ABDA auf der hohen Kante – zumal in den vergangenen Jahren fleißig Geld verbrannt wurde. Also werden vermutlich Financiers an Bord geholt. Wie schon früher, wurden die Versorgungswerke bereits ins Spiel gebracht, in der Jägerstraße will man davon aber angeblich nichts hören. Die Apobank wäre ein anderer naheliegender Partner.
So ist es womöglich gar nicht der vermeintlich russische Investor, der die Apotheker erst zur Miete verpflichten möchte: Die Genossenschaftsbank hatte schon bei der KBV die Finanzierung nach einem ähnlichen Modell übernommen. Über die finanziellen Arrangements wäre der damalige KBV-Vorstandschef Dr. Andreas Köhler vor zwei Jahren fast gestolpert: Sogar der Bundestag hatte sich mit den dubiosen Finanzierungsmethoden befasst.
Wer mit 80 Mitarbeitern 35 Millionen Euro investiert, der denkt – hoffentlich – nicht nur in Eigenbedarf. Will die ABDA Vermieter werden? Für diese neue Rolle hätten sich Schmidt und Schmitz die richtige Verstärkung geholt: Der neue Finanzgeschäftsführer René Schweyen ist jedenfalls von Hause aus kein Betriebswirt, sondern Ingenieur.
Schweyen kennt sich mit Mietern bestens aus: Von 2001 bis 2011 war er in Hannover Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GBH. Dort hatte es während seiner Amtszeit zwar eine Sonderprüfung gegeben, weil Politiker beim Verkauf von Immobilien bevorzugt worden sein sollen.
Nachdem Schweyens Vertrag offenbar aus parteipolitischen Gründen nicht verlängert wurde, war er zuletzt für den TÜV Rheinland tätig. In den 1990er Jahren hatte er für die Anhaltinische Braunkohlesanierungsgesellschaft mit Sitz in Halle/Saale gearbeitet, die sich mit Rückbauprojekten beschäftigte und heute zu Ecosoil gehört. Auch diese Erfahrung könnte nützlich sein: Altlasten waren auch im Zusammenhang mit dem Grundstück am Hauptbahnhof schon ein Thema.
Sollte die ABDA tatsächlich Vermieter werden, wären die mächtigen Kassenärzte einmal mehr das große Vorbild für die Standesvertreter der Apotheker: Die KBV hat mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eine prominente Institution in ihren Räumen zu Gast. Warum soll ein solcher Erfolg nicht auch den Apothekern gelingen? Das BMG platzt angeblich aus allen Nähten. Vielleicht will man über Umwege zu politischen Erfolgen gelangen.
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