Die sächsische Sozialministerin Petra Köpping (SPD) will die medizinische Versorgung umkrempeln. Besonders wichtig ist es der Ministerin, dies gemeinsam mit den Akteuren zu tun, jedenfalls mit den Kliniken, Ärzten, Pflegern und Kommunen. Die Apotheken scheint die Ministerin nicht auf dem Schirm zu haben.
20 Punkte umfasst das Programm des sächsischen Sozialministeriums zur „nachhaltigen Sicherstellung einer bedarfsgerechten medizinischen Versorgung im Freistaat Sachsen bis 2030“. Köpping will damit offenbar alle Bereiche abdecken: Studienplätze ausbauen, Nachwuchs fördern, Digitalisierung vorantreiben und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern – zumindest für Ärzte. Auch Maßnahmen zur GKV-Finanzierung und zur Patienteninformation finden sich, doch eine Branche des Gesundheitswesens ist nicht vertreten: Die Apotheken fehlen gänzlich.
In einem kürzlich im Wahlkampfmagazin des SPD-Landesverbands veröffentlichten Artikel betonte die Ministerin und SPD-Spitzenkandidatin, wie wichtig ihr der Austausch mit den Leistungserbringern sei. Explizit nannte die Ministerin Ärzte, Pflegekräfte und Kommunen. Apotheken wurden auch hier nicht erwähnt. Auch in Broschüren und auf der Website macht die Ministerin eher mit dem Versprechen Wahlkampf, die Krankenhäuser und die Pflege zu stärken: „Die Richtige für gesunde Krankenhäuser“ prangt auf einem Plakat neben dem Bild der Ministerin.
„Selbstverständlich sind die Apotheken aber – das wissen wir nicht erst seit der Corona-Pandemie – ein ganz wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung“, betonte ein Sprecher der SPD Sachsen auf Anfrage. Deshalb sei die Sächsische Landesapothekerkammer (SLAK) beispielsweise ein wichtiger Partner beim Sächsischen Impftisch. Auch bei den Bemühungen der Ministerin, die ambulante Versorgung zu verbessern, spielten die Apotheken eine wesentliche Rolle. Er verwies zudem auf das Wahlprogramm der sächsischen SPD. Unter dem Punkt „Pflege, medizinische Versorgung und Gesundheit“ finden sich auf SPD-roten Kacheln Informationen und Vorhaben der Partei. Doch auch hier sucht man vergeblich nach einem Hinweis auf die Apotheken im Freistaat.
Sie werden auch nicht unter „Impfgesundheit“ aufgeführt. Hier ist von „Ärzt:innen und Expert:innen“ die Rede. Auch der Runde Tisch Impfen, an dem verschiedene Akteure wie Krankenkassen, Ärzte, Apotheker und Gesundheitsämter zusammenarbeiten und regelmäßig über die Impfziele im Land beraten sollen, wird erwähnt. Explizit werden hier jedoch nur die Ärzte genannt.
Dabei wäre dies auch in Sachsen notwendig: Allein im ersten Halbjahr mussten in Sachsen bereits 17 Apotheken für immer schließen. Dem steht nur eine einzige Neueröffnung gegenüber. In den letzten sieben Jahren hat Sachsen nach Angaben der SLAK rund 10 Prozent seiner Apotheken verloren. Gründe seien unter anderem das seit zwanzig Jahren nahezu unveränderte Festhonorar für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei steigenden Betriebskosten, die Inflation und der hohe bürokratische Aufwand.
Auch der Sächsische Apothekerverband (SAV) will vor der Landtagswahl am 1. September auf die Probleme der Branche aufmerksam machen: Am 28. August ist eine Protestkundgebung in Dresden geplant.
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