Hessen

„Königinnenmacher“: Liste 2 und 3 stimmen für Eckert

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Berlin -

Bei der Apothekerkammer Hessen steht nach der Kammerwahl alles auf „Neustart“. Mit 835 Stimmen (29,9 Prozent) liegt Liste 7 vorn und bekommt neun Sitze in der Delegiertenversammlung. Dr. Schamim Eckert könnte am Mittwoch neue Kammerpräsidentin werden. Dass es für die Apothekerin eine Mehrheit gibt, wird immer deutlicher. Die Spitzenkandidat:innen der Listen 2 und 3 stellen sich hinter Eckert.

Die Kammerwahl in Hessen hat bundesweit für Wirbel gesorgt. Liste 7, angetreten als „Team Neustart“ unter Führung von Eckert, wurde von der kleinsten Liste mit nur einem Sitz und unter anderem Namen zur stärksten Fraktion der Delegiertenversammlung gewählt. Eckert könnte somit am Mittwoch die amtierende Kammerpräsidentin Ursula Funke ablösen. Welche Mehrheiten sich finden werden, zeichnet sind langsam ab. Denn es haben sich einige Lager gebildet.

Jetzt könnten die kleinen Listen – die Aktiven aus Nordhessen und die Jungapotheker – das Zünglein an der Waage sein und ihnen der zweifelhafte Ruhm der „Königinnenmacher“ zukommen. Denn: Michaela Mann – Liste 2 „Aktive in Nordhessen“ und Robin Brünn – Liste 3 „Jungapotheker“ werden ihre Stimme bei der Wahl zur Kammerpräsidentin an Eckert geben, wie sie in einer gemeinsamen Erklärung mitteilen. Sie statten Eckert mit einem Vertrauensvorschuss aus, „um ihre Arbeit konstruktiv, aber auch kritisch zu begleiten.“ Die Entscheidung für Eckert ist Mann und Brünn „nicht leichtgefallen“. Diese begründen sie öffentlich, „um aufkeimenden Gerüchten den Nährboden zu entziehen.“

In Gesprächen mit Kammermitgliedern wurde die Unzufriedenheit über das Wirken der Standesvertretung deutlich. Aber: „Nicht jeder geäußerte Wunsch ist umsetzbar – schon gar nicht auf Landesebene – und nicht jeden eingebrachten Vorschlag teilen wir“, so die Spitzenkandidat:innen der Liste 2 und 3. Doch für die beiden ist es essenziell, die Mitglieder stärker einzubinden und ihnen Gehör zu verschaffen, auch außerhalb von Wahlkampfzeiten. „Es muss sich das Gefühl einstellen, dass es sich um ‚ihre‘ Kammer handelt, nicht um ein abstraktes Konstrukt, das quartalsweise Geld einzieht.“

Dabei sei daran zu erinnern, dass die Kammer größtenteils in staatlichem Auftrag, ähnlich einer Behörde, agiere und keine reine Interessenvertretung darstellt, wie es bei Berufsverbänden sonst üblich ist. Ein Balanceakt, den es zu meistern gelte. Dennoch bestehe Bedarf, die Arbeit der Kammer zu modernisieren und die Kammer reformieren. Es zeigen sich regionale Unterschiede die Fragen aufwerfen. So durfte die bayerische Delegiertenversammlung über eine Notdienstreform abstimmen, in Hessen war dies jedoch nur dem Kammervorstand als Behörde vorbehalten.

Zudem wird das Wahlverfahren kritisiert, das im 19. Jahrhundert erdacht wurde. Dieses macht es möglich, dass die größte Liste 9-mal so viele Sitze erhält wie die kleinste, bei nur 4,8-mal so vielen Stimmen. Dass eine Reform der Kammer von ihren Mitgliedern gewünscht wird, wurde in der gestiegenen Wahlbeteiligung und im Wahlergebnis deutlich, so Mann und Brünn. „Ein Weiter-So kann es auf dieser Basis nicht geben.“

Mann und Brünn werden ihre Stimme daher am Mittwoch an Eckert geben. Damit hat Eckert die Mehrheit. Gemeinsam mit Liste 6, die ebenfalls als Unterstützer gilt, kommen Liste 7 und Liste 6 zusammen auf 13 Sitze, gemeinsam mit Liste 2 sind es 15 von 28 Sitzen. „Uns ist bewusst, dass geplant ist, den künftigen Vorstand hauptsächlich mit Apothekeninhabern zu besetzen, was die Vielfalt der pharmazeutischen Tätigkeitsfelder nicht ausreichend widerspiegelt“, so Mann und Brünn. Daher werde das Augenmerk stets darauf gerichtet, dass vor allem die Angestellten, egal ob in Offizin, Krankenhaus, Industrie, Forschung, Verwaltung oder Lehre, eine angemessene Vertretung in ihrer Kammer haben. Zudem müsse der scharfe Ton nun konstruktiver Sacharbeit weichen. „An diesen Punkten werden wir den neuen Kammervorstand messen.“

„Wer sich um ein politisches Amt bewirbt, darf schwierige Entscheidungen nicht scheuen“, so Mann und Brünn. „ Wir laden alle Kammermitglieder dazu ein, sich an den standespolitischen Prozessen zu beteiligen und reichen den frisch gewählten Delegierten die Hand zur konstruktiven Zusammenarbeit zum Wohle unseres Berufsstandes.“

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