Schwarz/Grün

Kein Apothekenbus in Hessen APOTHEKE ADHOC, 23.12.2013 09:30 Uhr

Neue Konzepte für die Landversorgung: Im Koalitionsvertrag von CDU und Grünen in Hessen ist von Apothekenbussen keine Rede mehr. Foto: CDU Hessen
Berlin - 

In Hessen steht der schwarz-grünen Koalition nichts mehr im Weg. Am

Wochenende stimmte die Landesmitgliederversammlung der Grünen in

Frankfurt für den gemeinsamen Koalitionsvertrag. Vom Apothekenbus aus

dem Wahlprogramm der CDU ist nicht mehr die Rede, stattdessen werden

allgemein neue Konzepte für die Versorgung auf dem Land gefordert.

„Unser Ziel in der Gesundheitspolitik ist eine verlässliche Gesundheitsversorgung und der Zugang aller zu guten Gesundheitsleistungen“, heißt es im Koalitionsvertrag. „Eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung ist ein wesentlicher Bestandteil der öffentlichen Daseinsvorsorge.“

Die Herausforderungen an eine verlässliche Gesundheitsversorgung seien heute und in Zukunft aber andere als noch vor wenigen Jahren: Der demografische Wandel habe auch in Hessen eingesetzt und werde das Land in den nächsten Jahrzehnten verändern.

„Eine längere Lebenserwartung, eine im Durchschnitt deutlich ältere Bevölkerung und ein beträchtlicher Rückgang der Bevölkerung in ländlichen Regionen verlangen von uns neue Konzepte zur Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung für alle Menschen in allen Teilen des Landes.“

In ihrem Wahlprogramm war die Partei von Ministerpräsident Volker Bouffier und Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) konkreter geworden: Mobile Arzt- und Apothekendienste müssten aufgebaut und unterstützt werden, „um die ärztliche und pharmazeutische Versorgung auf dem Land sicherzustellen“, hieß es. Vorgeschlagen wurde der Einsatz von mobilem medizinischen Fachpersonal („rollende Arztpraxis“, „Apothekerbus“).

Die Apotheker hatten sich bemüht, die CDU vom „Apothekerbus“ abzubringen, womöglich mit Erfolg. Bouffier war schon vor der Wahl von der Linie abgerückt: In regionalen Gesundheitsnetzen würden „Hol- und Bringdienste“ diskutiert, die die Patienten zum Arzt oder Apotheker bringen würden – „nicht aber umgekehrt“.

Weiterhin hatte sich die CDU dafür stark gemacht, den ärztlichen Bereitschaftsdienst und den Apothekennotdienst zu koordinieren und abzustimmen. Das Thema hat es bekanntlich in den Koalitionsvertrag der Großen Koalition im Bund geschafft.

Die hessischen Grünen hatten in ihrem Wahlprogramm keine dezidierten Aussagen zum Apothekenmarkt. Im Sommer hatte Kordula Schulz-Asche, die jetzt für Biggi Bender in den Gesundheitsausschuss des Bundestags nachgerückt ist, die Ansichten der Landtagsfraktion konkretisiert: Angesichts des demographischen Wandels würden die Beratungs- und Informationsleistungen der Apotheken künftig einen höheren Stellenwert erhalten als bislang.

Durch eine stärkere Berücksichtigung der Apotheken bei der regionalen Gesundheitsversorgung sollten die regional ansässigen Apotheken erhalten und gestärkt werden. Vorgeschlagen wurde etwa ein regionale Rund-um-die- Uhr-Lieferdienst: Über eine landesweite Internet-Plattform sollten Kunden bei den hessischen Apotheken Medikamente kaufen können und bei Bedarf direkt durch die Apotheke beraten werden – telefonisch oder per E-Mail.

„Der Erhalt des Fremd- und eingeschränkten Mehrbesitzverbots für Apotheken ist aus unserer Sicht für die Arzneimittelsicherheit und die flächendeckende Arzneimittelversorgung nicht zwingend erforderlich“, so Schulz-Asche damals. Allerdings werde man das Thema„mit Sicherheit nur in enger Abstimmung mit der – heterogener werdenden – Apothekerschaft angehen“.