Klinikchef warnt vor Apothekenverbot am MVZ Carolin Ciulli, 03.12.2024 10:18 Uhr
Das Klinikum Landsberg am Lech plant eine große Erweiterung in Millionenhöhe. Angestrebt ist ein Gesundheitscampus – inklusive neuem Facharztzentrum. Klinikchef Marco Woedl wünscht sich am Standort auch eine Apotheke, doch die Stadt sei dagegen und verweise auf Leerstände innerorts.
Der Versorgungsbedarf durch eine Apotheke und einem angeschlossenen Sanitätshaus ist laut Woedl groß: Nur 20 Prozent der Menschen, die im Klinikum Landsberg behandelt würden, kämen überhaupt aus der Stadt. 40 Prozent seien aus dem gleichnamigen Landkreis und die restlichen 40 Prozent aus anderen Regionen. „Das kann also nicht nur ein städtisches Thema sein“, sage er.
Stadt muss Apotheke genehmigen
Er rechnet damit, dass rund 100.000 Patientinnen und Patienten im Jahr durch die Arztpraxen im Facharztzentrum hinzukommen werden. Woedl warnt vor einer großen Chance, die vertan werden könnte, wenn die Stadt auf ihr Einzelhandelsentwicklungskonzept poche. Demnach dürfen Sortimente einer Apotheke und eines Sanitätshauses nur im Bereich der Innenstadt und in Nahversorgungsstandorten angeboten werden. Die Stadt muss die entsprechenden Genehmigungen erteilen.
Dem Konzept sei jedoch zu entnehmen, dass es sich bei Arzneimitteln und medizinisch-orthopädischen Produkten um ein Sortiment des „Nahversorgungsbedarfs“ handelt, sagt er. „In städtebaulich integrierten Lagen wie dem Klinikum ist ‚Nahversorgungsbedarf‘ grundsätzlich zulässig.“ Im Einzelfall würden „Prüfungen der Auswirkungen und Verträglichkeit von Vorhaben empfohlen“.
Der Klinikchef verweist auf ein externes Gutachten. Demnach seien keine negativen städtebaulichen Auswirkungen zu erwarten. „Sicherlich sind die Umsätze einzelner Geschäfte auch schützenswert. Im externen Gutachten wird jedoch festgestellt, dass mögliche marginale Umsatzrückgänge ansässige Betriebe nicht existenzgefährden“, betont er. „Weshalb die Stadtverwaltung trotzdem Leerstände und Geschäftsaufgaben erwartet, erschließt sich nicht.“ Das Gutachten zeige ebenfalls auf, dass zusätzliche 4,7 Millionen Euro Umsätze in die Stadt geholt werden könnten.
Online-Bestellungen reduzieren
Ein weiterer Aspekt sei die Nachhaltigkeit: „Wenn jährlich 50.000 bis 100.000 Rezepte und Versorgungen direkt vor Ort erledigt werden können, reduziert dies allein den Individualverkehr enorm. Durch den Service vor Ort wird man die Tendenz zu Online-Apotheken wohl stark abmildern können.“
Auch die Krankenhausgesellschaft halte die Versorgungsstruktur einer Apotheke an jedem Krankenhausstandort mit Notaufnahme für zwingend erforderlich, betont er. „Das Gebäude des Facharztzentrums wird im Übrigen nicht mit öffentlichen Mitteln gefördert, so dass es zu keiner Wettbewerbsverzerrung kommen kann. Sollte das Einzelhandelsverbot am Standort Klinikum so beschlossen werden, stirbt das gesamte Projekt Facharztzentrum und Stadt/Landkreis Landsberg verpassen eine sehr große Chance für die Gesundheitsversorgung der Zukunft.“