AMG-Novelle

Klinikapotheker wollen Arzneimittel mitgeben

, Uhr
Berlin -

Krankenhausapotheken dürfen Patienten für die Zeit nach der Entlassung keine Arzneimittel mitgeben – Ausnahmen gibt es lediglich für Feiertage, Wochenenden und Patienten mit häuslicher Krankenpflege. Der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) fordert im Rahmen der AMG-Novelle eine grundsätzliche Ausweitung auf bis zu drei Werktage. Gleichzeitig wollen die Klinikapotheker die Patienten beraten. Der Verband beruft sich auf eine eigens durchgeführte Studie, bei der die Abgabe im Rahmen eines Entlassungsmanagements getestet wurde.

 

Auslöser für die Untersuchung waren laut ADKA-Präsidentin Professor Dr. Irene Krämer Beschwerden beim rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium: Patienten hatten Lücken in der Arzneimittelversorgung bei der Schnittstelle von stationärer und ambulanter Behandlung kritisiert.

Fünf Krankenhäuser nahmen an der Studie von Februar 2010 bis Oktober 2011 teil. Zunächst wurde der Ist-Zustand erhoben, in der zweiten Phase erhielten die Patienten von den Krankenhausapothekern einen Medikationsplan, Informationen zu den Arzneimitteln und den Bedarf für mehrere Werktage.

Befragt wurden rund 850 Patienten, ihre niedergelassenen Ärzte und Apotheker. Das Ergebnis: Bereits heute erhalten etwa zwei Drittel der Patienten in den Kliniken Arzneimittel für die Zeit nach der Entlassung – gegen die Vorgaben im Apothekengesetz (ApoG). Bei der Beratung in den Kliniken gibt es zudem Lücken: So klagt jeder fünfte Patient über teilweise oder völlig unzureichende und unvollständige Informationen.

 

 

In der zweiten Studienphase erhielten die meisten Patienten inklusive Dauermedikation vier verschiedene Präparate für einen Tag, die Spanne reichte von einem bis zu 13 verschiedenen Arzneimitteln. Die Rückmeldungen seien positiv, so Krämer. 86 Prozent der Patienten gaben an, ausreichend und verständlich informiert worden zu sein.

Von den 102 niedergelassenen Medizinern begrüßte jeder zweite die Informationen vorbehaltslos, jeder dritte lobte zudem den reduzierten Zeitaufwand. Laut Krämer profitieren auch die Apotheker – schließlich sinke durch die Arzneimittelmitgabe auch die Nachfrage nach Rx-Medikamenten ohne ein entsprechendes Rezept.

Die Studie wurde zusammen mit dem Gesundheitsministerium und der Landesapothekerkammer in Rheinland-Pfalz durchgeführt, insgesamt wurde die Untersuchung mit 15.000 Euro unterstützt. Die Kosten der Arzneimittel betrugen rund 6,60 Euro zum Apothekenverkaufspreis (AVP). Die Beratungskosten bei einem durchschnittlichen Gespräch beziffert der ADKA auf 13,10 Euro.

Zwar war die Ausweitung der Arzneimittelmitgabe am vergangenen Freitag im Bundesrat kein Thema. Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium strebt aber eine entsprechende Änderung des ApoG an: Derzeit werde angesichts der positiven Ergebnisse bei den anderen Ländern um Unterstützung geworben, sagte eine Ministeriumssprecherin.

 

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
Apotheker schreibt Zettel an Täter
Nach 4. Einbruch: „Es nervt nur noch“
„Auffällig höhere Fallzahlen“
Corona: Sommerwelle ist da
„Ich mag alte Häuser“
Lieber historische Apotheke als Neubau
Mehr aus Ressort
Honorare anpassen, Bürokratie abbauen
Kemmerich ist sauer auf Lauterbach
Verbandschefin schließt Filiale
„Ganze Stadtteile verlieren ihre Apotheke“

APOTHEKE ADHOC Debatte