Klinikapotheker fühlen sich von der aktuellen Gesundheitsministerkonferenz (GMK) bestätigt – der Auftrag der Konferenz an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) lautet: Langfristig sollen bundesweit flächendeckend Stationsapotheker und Medikationsdatenbanken eingeführt werden. Die Krankenhausapotheker unterstützen diese Pläne bereits mit einer eigenen Initiative.
Professor Dr. Frank Dörje, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA), kämpft für mehr Stationsapotheker. Zwei Hauptpunkte stehen auf der Agenda der Initiative: Bis zum Jahr 2021 soll es in deutschen Krankenhäusern flächendeckend Stationsapotheker geben. Das Konzept „Closed Loop Management“ soll den bestimmungsmäßigen Gebrauch eines Arzneimittels gewährleisten und Patienten vor möglichen unerwünschten Arzneimittelereignissen und Medikationsfehlern schützen.
So funktioniert der geschlossene Medikationsprozess: Eine elektronische Verordnung wird an den zuständigen Klinikapotheker per Datenübertragung weitergeleitet, dann wird im Unit-Dose-System verblistert und die konfektionierten Medikamente werden an die Station weitergeleitet. Hier findet anschließend eine elektronische Dokumentation der Applikation statt.
Dörje sagt: „Von der Umsetzung dieser Initiative profitieren alle Beteiligten. Die Patienten durch eine qualitätsgeprüfte, wirksame und sichere Arzneimitteltherapie. Ärzte und Pflegekräfte durch klinisch-pharmazeutische Unterstützung und Entlastung in Zeiten knapper personeller Ressourcen. Und die Solidargemeinschaft insgesamt durch eine effektive Arzneimitteltherapie ihrer Versicherten.“ Dörje arbeitet seit 20 Jahren als Krankenhausapotheker, er leitet die Klinikapotheke des Universitätsklinikums Erlangen. Bundesweit gibt es derzeit 377 Klinikapotheken.
Durch die Umsetzung der Forderung nach flächendeckend eingesetzten Klinikapothekern erwartet der ADKA einen bundesweiten Bedarf an rund 1500 neuen Pharmazeuten. Nicht von heute auf morgen, aber langfristig. „Es gibt eine dreijährige Übergangsphase“, sagt Dörje. Auch der Fachkräftemangel in der Apothekerbranche bereitet ihm keine Sorgen. „Wir denken, dass die Stellen besetzt werden können. Wir haben zum Beispiel am Universitätsklinikum Erlangen ein sehr hohes Nachfragepotenzial, junge Pharmazeuten möchten gern im Krankenhaus klinisch arbeiten.“
Viele Betreiber von Krankenhäusern sind, unter anderem wegen des Falls des sogenannten „Todespflegers“ Niels H., sensibilisiert. H. war von 1999 bis Mitte 2005 als Krankenpfleger in Krankenhäusern in Oldenburg und Delmenhorst tätig und beging in dieser Zeit die vermutlich größte Mordserie der deutschen Kriminalgeschichte. Er soll 107 Patienten getötet haben und wurde dafür zu lebenslanger Haft verurteilt.
„Dieser Fall hat zum Nachdenken geführt“, sagt Dörje. Und zu einer geplanten Novellierung des niedersächsischen Landeskrankenhausgesetzes. Um Fälle wie jenen von Niels H. künftig zu verhindern, sollen in jedem Krankenhaus Stationsapotheker über die Arzneimitteltherapie wachen. Niedersachsen als Vorbild, nun sollen die übrigen Bundesländer nachziehen.
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