Klingt viel – reicht oft schon Karoline Schumbach, 02.08.2012 15:22 Uhr
Die ABDA feilt derzeit an ihrer Proteststrategie gegen die Anpassung des Honorars um 25 Cent. Mit einem Informationsflyer für Kunden soll Druck an der Basis aufgebaut werden. Das ist zunächst keine schlechte Idee. Problematisch könnte allerdings der Hinweis auf die Personalkosten werden: Denn die Lohnsteigerungen in Apotheken als Argument für ein höheres Honorar könnte den Apotheken in der Diskussion mit ihren Kunden auf die Füße fallen.
Auf dem Flyer wird neben der Inflation und dem Kassenabschlag auf die gestiegenen Löhne der Apothekenmitarbeiter verwiesen. Die Gehälter seien seit 2004 um 18 Prozent gestiegen. Das ist zwar über diesen Zeitraum nicht besonders viel, sieht aber trotzdem nach einer großen Zahl aus.
In der politischen Diskussion mag die Perspektive der ABDA funktionieren, solange sie die Interessen der Apotheker als Arbeitgeber vertritt. Doch am HV-Tisch steht oft genug eine angestellte Approbierte oder eine PTA dem Kunden gegenüber. Wenn diese den Flyer überreichen, könnte der Schuss nach hinten losgehen: Rentner, Geringverdiener, Arbeitssuchende – viele Apothekenkunden hatten in den vergangenen acht Jahren keinen zweistelligen Zuwachs bei ihren Bezügen.
Und so kann sich der PTA oder angestellte Apotheker bei Nachfragen für seine Lohnerhöhung gleich wieder rechtfertigen, dass wegen ihm die Honorare steigen müssen – und damit letztlich die Arzneimittelpreise.
Dabei müssen sich die Apothekenteams schon heute mit Erklärungen zu Eigenanteilen und Zuzahlungen herumschlagen. Trotz Hinweis auf die gesetzlichen Regelungen bleibt zuweilen der fade Beigeschmack, dass die Apotheke dafür verantwortlich ist – schließlich fordert sie auch das Geld ein. Hoffentlich werden die Kunden nach der Flyer-Aktion zur Honoraranpassung nicht denken: Klingt viel – ist auch viel.