Spitzengespräch als Anfang

Kleiner Gipfel, große Hoffnungen

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Berlin -

Auch wenn keine großen Maßnahmen beschlossen wurden: Der kleine Engpassgipfel von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) weckt bei den Herstellern die Hoffnung, dass man doch noch in einen Dialog kommen kann.

Das Spannendste an der gemeinsamen Pressekonferenz zum Spitzengespräch war eigentlich der bundesweite Probealarm, der pünktlich zu Lauterbachs Auftritt im BMG alle Handys klingeln ließ. Was die vereinbarten Maßnahmen angeht, ist eigentlich nur das Comeback der Austauschregeln ein echter Zugewinn. Die sogenannte High-Level-AG (deutsch: Steuerungskreis) ist nur auf Unterabteilungsleiterebene angesiedelt, immerhin soll jetzt ein wöchentlicher Austausch stattfinden. Der Rest beschränkte sich auf Appelle:

  • an Eltern, nicht zu hamstern
  • an Apotheken, sich zu bevorraten, zu beraten, auszutauschen, herzustellen
  • an Ärzte, sparsam zu verordnen

Die Hersteller haben trotzdem ein ganz klein wenig Hoffnung, dass es nach Monaten des Schweigens nun doch zu Gesprächen kommt. „Als akute Symptombehandlung sind einzelne Schritte hilfreich. Am Grundproblem ändern sie nichts. Wenn die Politik nicht endlich die Strukturen ändert, sitzen wir nächstes Jahr wieder hier und überlegen, wie wir möglichst glimpflich durch den Winter kommen“, so Andreas Burkhardt, der als Deutschlandchef von Teva dabei war und als Vorstandsvorsitzender von Pro Generika erklärt: „Unsere Mitgliedsunternehmen haben ihre Kapazitäten bis zum technischen Limit erhöht und produzieren bei Vollauslastung. Ob die Medikamente für den Winter reichen werden, hängt im Wesentlichen von Faktoren wie der Infektionslage ab.“

(Noch) keine Anreize

Um noch mehr produzieren zu können, müsse man dringend in den Ausbau der Produktionskapazitäten investieren. „Das aber können wir derzeit nicht, denn es fehlt die ökonomische Grundlage. Das ALBVVG wird daran nichts ändern. Es schafft keine Anreize und berücksichtigt lediglich ein Prozent der Arzneimittel. Und das obwohl die Versorgung bei Krebs-, Diabetes- und Schmerzmitteln nicht minder fragil ist und Engpässe jetzt schon absehbar sind.“

Für Burkhardt ist klar: Der Dialog mit der Politik muss weitergehen. „Treffen wie dieses machen nur Sinn, wenn sie ein Anfang sind. Es braucht einen konstruktiven Dialog, der zu langfristig wirkenden Maßnahmen führt.”

Raus aus dem Krisenmodus!

Auch Dr. Hubertus Cranz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), kritisiert, dass die vorgesehenen Maßnahmen grundlegende Probleme in der Arzneimittelversorgung unberücksichtigt lassen. „Wir alle wollen, dass unsere Kinder gut durch den Winter kommen. Statt im Krisenmodus zu verharren, brauchen wir allerdings einen auf Langfristigkeit ausgerichteten Dialog zur Verbesserung der Gesamtsituation. Hierzu sind wir bereit.“

Eine grundlegende und vor allem langfristige Verbesserung der Arzneimittelversorgung könne weder mit den im ALBVVG vorgesehenen Maßnahmen noch mit dem neuen Plan erreicht werden. „Für eine nachhaltige und krisensichere Arzneimittelversorgung der gesamten Bevölkerung müssen Lieferketten diversifiziert und Abhängigkeiten verringert werden. Dringend notwendig ist zudem ein angemessener Inflationsausgleich für preisregulierte Arzneimittel.

Und um den Standort Deutschland für Hersteller wieder attraktiv zu machen, müssten vor allem bürokratische Hürden abgebaut und regulatorische Erleichterungen geschaffen werden.“ Stattdessen sehe das ALBVVG vor, die Unternehmen durch erhöhte Anforderungen bei der Bevorratung finanziell und logistisch zusätzlich zu belasten.

Steuerungskreis bringt nichts

Dr. Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), vermisst ebenfalls noch nachhaltige Lösungen. „Ein Steuerungskreis kann das Problem der Standortsicherung für hierzulande produzierende pharmazeutische Hersteller nicht beheben, da sich die grundlegenden Probleme nicht wegadministrieren lassen. Nach wie vor fehlen umfassende und strukturell tiefgreifende Maßnahmen. Es braucht dringend neue Preisstrukturen, mit denen in Europa produzierende Unternehmen Kosten kompensieren können, ohne dass sie parallel mit Nachteilen im internationalen Wettbewerb rechnen müssen. Bei allen Arzneimitteln der Grundversorgung muss der Preisdruck endlich fallen, insbesondere bei den versorgungskritischen.“

Nach wie vor sei keine Rede von einem umfassenden Inflationsausgleich für alle vom Preisstopp betroffenen Arzneimittel oder einer langfristigen Inflationsbereinigung des Festbetragsmarktes. „Es braucht weitere Incentivierungsmodelle, um die Produktion auf sichere Beine zu stellen. Oberstes Ziel muss es sein, die weitere Abwanderung zu verhindern und den Pharmastandort in Deutschland und Europa zu fördern.“

Vor dem Hintergrund der letzten Jahre, insbesondere aufgrund der Erkenntnisse der letzten zwölf Monate, sei nicht verständlich, warum „seitens des Ministers immer wieder regulatorische Flickschusterei betrieben wird, anstatt die Versorgung unserer Kinder nachhaltig zu festigen“.

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