Besuch in Münster

Klein-Schmeink: Falsche E-Rezepte „unverständlich“

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Berlin -

Apotheker Jan Harbecke empfing die Grünen-Politikerin Maria Klein-Schmeink in seiner Jahreszeiten-Apotheke in Münster. Der junge Inhaber, der auch Vorstandsmitglied beim Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) ist, redete mit ihr über die Herausforderungen beim E-Rezept sowie über Retaxationen, die Folgen von Karl Lauterbachs (SPD) Reformplänen und dem kürzlich gefallen Urteil zu Skonti. Dabei habe die Grüne sogar den passenden Tag für einen Besuch erwischt: Die Technik streikte zum Termin.

So sah Klein-Schmeink direkt selbst, welche Probleme das E-Rezept aktuell noch mit sich bringt. Als kurzzeitig die Telematikinfrastruktur (TI) versagt, konnten Patient:innen mit E-Rezept nicht versorgt werden. Grundsätzlich steht der junge Inhaber dem E-Rezept aufgeschlossen gegenüber und ist technisch auf dem neuesten Stand, hat seinerseits für Backup-Lösungen gesorgt. Bei der TI sei das allerdings nicht immer der Fall. „Wir brauchen auch hier Redundanz in der Technik“, sagt Harbecke. Bei der Bundestagsabgeordneten trifft er damit auf größtes Verständnis.

Das Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages ist heute zudem als stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen unter anderem für den Bereich Gesundheit zuständig. Sie kennt die grundsätzlichen Abläufe in den Apotheken ganz gut und stellte somit auch gezielte Fragen bei ihrem Besuch. Dabei interessierten sie besonders die aktuellen Umsetzungsschwierigkeiten beim E-Rezept sowie die Lieferengpässe und deren nachhaltige Lösung.

Formale Fehler sind ein Unding

Auch für die Retaxbremse habe sie sich engagiert. Hier ist Harbecke jedoch skeptisch: E-Rezepte würden weiterhin trotz formaler Fehler im Fachdienst der Gematik abgelegt werden können. Auch das Freitextfeld sei nach wie vor problematisch. Für Klein-Schmeink unverständlich: „Wie kann das möglich sein? Jeder Verbraucher erlebt täglich, dass er ein Online-Formular oder eine Bestellung nur dann abschicken kann, wenn er alle Felder korrekt ausgefüllt hat.“ Die Themen nehme sie mit nach Berlin und möchte weiterhin über Retaxfälle informiert werden.

„Die geplante Reform und das BGH-Urteil, dazu die Inflation, die Kostensteigerungen, die Tariflohn- und die Zinsentwicklung – das ist eine toxische Mischung für viele Apotheken vor Ort und damit für die Arzneimittelversorgung der Bürger. Wir sind von allen Seiten bedroht“, warnte Harbecke zudem. Eine Umsetzung von Lauterbachs Eckpunktepapier bringe die Apotheken zudem bei Hochpreisern in Liquiditätsprobleme. Die Folge: mangelnde Versorgung mit eben jenen Arzneimitteln.

Schon jetzt verdienten einige Inhaber:innen weniger als ihre Angestellten, die Honorarerhöhung müsse dringend kommen, so Harbecke. „Es wird eine Veränderung der Vergütungsstruktur geben müssen“, befand Klein-Schmeink, Apotheken ohne Approbierte seien aber nicht zielführend. Impfungen, Rezeptur und auch die BtM-Abgabe sowie umfassende Medikationsberatungen seien dann nicht mehr möglich. Versprechen könne sie zwar nichts, aber die Themen nehme sie mit, denn „eine wohnortnahe, qualitätsgesicherte Arzneimittelversorgung muss in einer älter werdenden Gesellschaft gewährleistet sein“.

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