Nicht nur im Karneval sind Arztkittel beim Kostümieren der Renner. Mehr noch als bei Apothekern zählt der weiße Kittel bei Medizinern zum Statussymbol. Jetzt bricht Asklepios mit dieser Tradition. Der Klinikkonzern kleidet Ärzte und Pflegepersonal in seinen rund 100 Einrichtungen deutschlandweit neu ein. Der klassische langärmlige Arztkittel wird von April an ausgemustert, kurze Ärmel sind angesagt. Der Grund: Die Hygiene auf den Stationen soll damit verbessert werden.
Damit reagiere man auf die Sorge der Patienten vor einer Ansteckung mit multiresistenten Keimen, begründete Geschäftsführer Kai Hankeln dies Maßnahme. Studien hätten gezeigt, dass die Ärmel der Arztkittel besonders stark mit Keimen belastet seien. Der Konzern folgt damit Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
In Operationssälen und auf Intensivstationen sei kurzärmelige Kleidung längst Standard. Auf den normalen Stationen sei der langärmlige weiße Arztkittel dagegen bislang ein Erkennungszeichen und Statussymbol gewesen. Für die Abschaffung musste die Konzernleitung viel Überzeugungsarbeit leisten. „Das ist ein beachtlicher kommunikativer Aufwand", sagte Hankeln. Jüngeren Medizinern falle der Abschied vom traditionellen Kittel leichter. „Bei älteren Chefärzten ist das schon eine gewisse Hürde, die sie überspringen müssen."
In einer Umfrage der „ÄrzteZeitung“ zeigen sich die Mediziner aber mehrheitlich einsichtig: Mehr als 47 Prozent plädieren für einen Verzicht auf den klassischen Arztkittel, falls dieser tatsächlich so unhygienisch sein sollte. 26 Prozent meinen sogar, der weiße Arztkittel habe in der heutigen Zeit ohnehin als Statussymbol ausgedient. Nur rund ein Viertel meint, der Arztkittel gehöre wie das Stethoskop zum Arzt.
Das RKI verweist in seinen amtlichen Mitteilungen auf eine Empfehlung des National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in Großbritannien. Das NICE rät neben dem Verzicht auf Schmuck an Händen und Unterarmen zum Tragen kurzärmeliger Kleidung.
So weit will das RKI noch nicht gehen. Die vorliegenden Daten seien „hinsichtlich des Zieles der Vermeidung von Infektionen jedoch nicht ausreichend für eine Empfehlung“. Allerdings legt auch das RKI das Tragen kurzärmeliger Kittel aus hygienischen Gründen nahe. So mache es wenig Sinn, sich erst die Hände zu desinfizieren und dann das Stethoskop zur Untersuchung des Patienten aus der möglicherweise kontaminierten Kitteltasche zu ziehen, heißt es in einer RKI-Mitteilung.
Zu Asklepios gehören 150 Gesundheitseinrichtungen in 14 Bundesländern. 80 Prozent des Jahresumsatzes von drei Milliarden Euro werden in Akutkrankenhäusern erwirtschaftet. Pro Jahr werden rund 2,2 Millionen Patienten behandelt; insgesamt gibt es rund 26.500 Betten. Eigentümer ist der Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwalt Dr. Bernard gr. Broermann, der Asklepios gegründet hat und dem auch das Falkenstein Grand Kempinski sowie Villa Rothschild Kempinski im Taunus gehören. Im vergangenen Jahr erwarb Broermann das Atlantic-Hotel in Hamburg.
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