Protest gegen Gesundheitsminister

Klare Kante: Lauterbach im Schaufenster

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Berlin -

Viele Anhänger:innen hat Karl Lauterbach innerhalb der Apothekerschaft nicht. Während die Abda immer noch die Annäherung sucht, richtet sich der Protest vieler Apotheken auch gegen den Gesundheitsminister selbst – auch in den Schaufenstern der Apotheken. Zuspruch für sein beklebtes Schaufenster bekommt Jörg Nolten aus Bottrop.

Bereits seit über zwei Monaten hängt der Protest der Glocken-Apotheke deutlich sichtbar im Schaufenster. Beklebt ist eine der Scheiben vollflächig mit dem schwarz-weißen Profil von Lauterbach, dazu ein Apotheken-A in Handschellen als Sinnbild für die handlungsunfähigen Apotheken. Dazu groß und gut lesbar der Text: „Wir brauchen Antibiotika und Grundversorgung und nicht Cannabis als Priorität.“

„Ich will damit auch anderen Kolleginnen und Kollegen Mut machen, sich öffentlich zu ihrer politischen Meinung zu bekennen“, sagt Nolten, der auch Mitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) ist. Man könne sich schon dazu äußern, was im Gesundheitssystem falsch laufe, findet er. „Es kann nicht sein, dass mir seit Januar vergangenen Jahres 500 Artikel fehlen!“

Fehlbesetzung trotz Doktor-Titel

Für ihn stellt Lauterbach eine Fehlbesetzung dar, der Minister sollte sich auf seine Arbeit besinnen und die wirklich wichtigen Themen angehen, so Nolten. Dem entspricht auch die Botschaft auf seinem Schaufenster, das nun schon seit über zwei Monaten Noltens Unzufriedenheit Ausdruck verleiht. Gerade gibt es auch keinen Anlass, das Motiv zu entfernen. Angeklebt vor den November-Protesten sei die Aussage immer noch treffend, der Inhaber kann sich aber sehr gut vorstellen, das Motiv noch einmal zu ändern. Politischer Protest wird jedenfalls im Schaufenster bleiben, solange sich nicht etwas ändert.

Mit seinen Kund:innen kommt er zur auffälligen Beklemmung natürlich regelmäßig ins Gespräch, die meisten verstehen seine Position. Anfeindungen gab es bisher keine, höchstens wenige Fälle, bei denen das Thema einfach nicht verstanden wird. „Ich will damit Kante zeigen. Da passt etwas nicht und das darf man auch sagen“, sagt Nolten. Er würde nie eine Honorarforderung ins Fenster hängen, es gebe andere, leichter verständliche Angriffspunkte.

„Ich stehe zu meiner Meinung.“

Sogar in einer Google-Bewertung wurde das Thema Ende im November schon aufgegriffen: „Witziges Plakat im Schaufenster. Sie bräuchten Antibiotika statt Cannabis. Kausaler Zusammenhang? Oder einfach nur purer Populismus? Man weiß es nicht…“ Leider hat der Apotheker mit dieser Ein-Stern-Bewertung bei seinem Schnitt etwas eingebüßt. Derartige Kritik in einer „roten Stadt“ gefällt dann eben doch nicht jedem, auch wenn sich der Bewertende gar nicht erst inhaltlich mit der Botschaft auseinandergesetzt hat.

Eine aufklärende Antwort vom Inhaber gab es trotzdem: „509 Präparate die tagesaktuell in unserer Apotheke fehlen, die ich trotz zweier Vollsortimentsgroßhandlungen nicht nachbestellen kann (Antibiotika für Kinder und Erwachsene, Asthmasprays, Herzpräparate, …). Zum Vorwurf des Populismus: Da dieser Zustand seit Jahresanfang besteht und der Minister auf Mitteilungen des Berufsstandes nicht reagiert, unbrauchbare Vorschläge über die FAZ verbreitet, statt sich den Fragen auf dem Deutschen Apothekertag im September zu stellen, müsste Ihr Wort ‚Populismus‘ einen anderen Adressaten haben.“ Die unangebrachte Bewertung löschte der Nutzer auf Bitte des Apothekers bisher nicht.

Nolten nimmt den Kommentar aber hin und lässt seine Meinung offensichtlich im Schaufenster stehen. Man könne dabei nicht immer nur anonym im Internet Luft rauslassen. „Ich hab eine Meinung, dazu stehe ich auch.“ Natürlich solle die Form des Protests seriös bleiben.

Und wie sollte es nun weitergehen beim Protest der Apothekerschaft? „Ich vermisse, dass die Adexa nicht an Arbeitsminister Heil herantritt. Das müsste dann die Abda eventuell übernehmen.“ Präsidentin Gabriele Regina Overwiening macht aus seiner Sicht einen guten Job, „der Weg ist noch nicht zu Ende“. Lauterbach müsse sich nun endlich bewegen, sonst werde es weitere Proteste geben.

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