Betrug und Korruption im Gesundheitswesen

KKH: Millionenbetrug durch Apotheken

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Berlin -

Einmal im Jahr stellt die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) ihre Bilanz zu den Ermittlungen zu Betrug und Korruption im Gesundheitswesen vor. 553 neue Verdachtsfälle gingen bei der Krankenkasse im vergangenen Jahr ein, die meisten stammten aus Nordrhein-Westfalen. Auch wenn erneut die meisten Schäden durch Betrug im Bereich der ambulanten Pflegedienste entstanden sind, berichtete die zuständige Chefermittlerin Dina Michels über den Fall eines Zyto-Apothekers aus Sachsen.

Insgesamt geht es der KKH um rund 3,5 Millionen Euro – das sei die bislang dritthöchste Jahressumme. 2022 lag der Schaden bei mehr als einer Million Euro. Die mit knapp 1,9 Millionen Euro höchste Schadenssumme verursachten ambulante Pflegedienste, gefolgt von Apotheken mit gut einer Million Euro.

Michels sprach von „Begehrlichkeiten, sich ein Stück vom Milliardenkuchen Gesundheitssystem abzuschneiden“. Teils gingen die Betrüger „äußerst skrupellos“ vor, betonte sie – so soll ein Apotheker aus Sachsen Arzneimittel unterdosiert abgegeben haben. Dabei zog sie Vergleiche zum Fall des Apothekers aus Bottrop, der wegen Betrug mit Zytostatika in Haft kam.

Im aktuellen Fall des Zyto-Apothekers aus Sachsen – mutmaßlich der Fall aus Chemnitz – stecke man noch mitten im Ermittlungsverfahren; die Schadenssumme werde noch berechnet. Hier seien unterdosierte Zytostatika abgegeben worden, allerdings „nicht so extrem wie in Bottrop“.

Versicherte sind skeptisch

Zusätzlich zu ihren eigenen Ermittlungen gab die KKH noch eine Forsa-Umfrage in Auftrag. Den Ergebnissen zufolge sagten 62 Prozent von bundesweit 1004 Befragten zwischen 18 und 70 Jahren, sie hielten das deutsche Gesundheitswesen für anfällig für Betrug und Korruption. 18 Prozent davon stuften es sogar als „sehr anfällig“ ein.

Besonders anfällig ist aus Sicht der Oberstaatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft Leipzig, Silke Kühlborn, auch der Bereich der Praxen. Sie ist Leiterin einer Abteilung für (Medizin-)Wirtschaftsstrafrecht und vermutet eine hohe Dunkelziffer beim Betrug durch Vertragsärzt:innen. Hier gingen die Schäden durch einzelne Täter auch schnell in die Millionenhöhe. Man sehe in diesem Bereich „Ärzte mit hoher krimineller Energie“. Hierbei ginge es dann – genau wie auch im Fall des Zyto-Apothekers – nicht nur um Geld, sondern auch um die Gefahr für die Gesundheit der Versicherten.

Verhindert das E-Rezept Betrügerein?

Angesprochen wurde auch die zu erwartende Auswirkung des E-Rezeptes auf die Betrugsstatistik. Michels zufolge ist der klassische Betrug mit Rezepten, wie etwa durch Apotheker, die händisch das Rezept anpassen, nun nicht mehr so einfach möglich. Dafür könnten die Betrügereien nun aber auch schwerer aufzudecken sein. Sie sei sich aber sicher, dass entsprechende Täter:innen mit krimineller Energie ihre Wege finden würden.

Darauf, dass Betrug im Gesundheitswesen nicht nur durch die verschiedenen Leistungserbringer erfolgt – wie zum Beispiel bei gefälschten Papierrezepten – wurde nur am Rande eingegangen. Vorgestellt wurde hierfür ein Fall aus der häuslichen Pflege, bei dem der Betrug vom Versicherten ausging.

Die KKH gehört mit mehr als 1,6 Millionen Versicherten zu den größten Krankenkassen in Deutschland.

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