Test vor Therapie durchführen

Kippels: Erst in die Apotheke, dann zum Arzt Lilith Teusch, 18.11.2024 11:24 Uhr

Dr. Georg Kippels (CDU) will die Ausweitung der Testbefugnisse in Apotheken in der nächsten Legislaturperiode im Rahmen einer umfassenden Apothekenreform umsetzen. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Bereits vor dem Ende der Ampel-Koalition war klar, dass Karl Lauterbachs (SPD) geplante Apothekenreform nicht mehr umgesetzt würde. Stattdessen versuchten die ehemaligen Koalitionspartner noch Mitte Oktober, zumindest einzelne Aspekte wie die Erweiterung von Impfungen und Tests in Apotheken über das Gesetz zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit (BIPAM-Gesetz) zu verabschieden. Mit dem Ausscheiden der FDP aus der Koalition fehlt der Regierung nun jedoch die notwendige Mehrheit selbst für diese Vorhaben. Doch das Thema ist damit nicht vom Tisch.

„Eine gemeinsame Position aller Gesundheitspolitiker ist es, die Testkompetenz verstärkt in Apotheken zu verlagern“, erklärte Dr. Georg Kippels (CDU) im Rahmen einer Veranstaltung von Pharma Deutschland anlässlich des Europäischen Antibiotikatags. Apotheken könnten zukünftig eine wichtige Steuerungsfunktion im Gesundheitssystem übernehmen, da sie als niedrigschwelliger erster Anlaufpunkt für Patienten fungierten. Es sei sinnvoll, hier gezielt zu entscheiden, ob ein Patient zum Arzt gehen muss oder nicht – etwa durch Tests, die zwischen viralen und bakteriellen Infektionen unterscheiden.

Tests in Apotheken könnten beispielsweise zeigen, ob Antibiotika überhaupt notwendig sind. „Das würde Patienten nicht nur Klarheit verschaffen, sondern auch entlasten – etwa indem sie nicht unnötig in überfüllten Wartezimmern sitzen müssen“, so Kippels weiter. Er bezog sich unter anderem auf einen fachfremden Änderungsantrag zum BIPAM-Gesetz nach dem Apotheker in größerem Umfang als bisher auch In-vitro-Diagnostika für patientennahe Schnelltests auf Adenoviren, Influenzaviren, Noroviren, Respiratory Syncytial Viren und Rotaviren anwenden dürfen sollen.

Kosten-Nutzen-Faktor analysieren

Neben Engpässen und Resistenzen spiele auch die adäquate Anwendung von Antibiotika eine Rolle. Gerade hier könnten Apotheken eine größere Bedeutung erlangen. „Derzeit geht etwa jeder zweite Patient mit einer Angina zum Arzt und verlässt die Praxis mit einem Antibiotikum – oft ohne vorherige Tests“, erläuterte Cosima Bauer, Mitbegründerin der Unternehmensberatung May und Bauer. Während bei Kindern solche Tests erstattet würden, sei das bei Erwachsenen oft nicht der Fall.

„Wir haben beim Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) einen Projektantrag eingereicht“, berichtete Bauer weiter. Ziel sei es, den Kosten-Nutzen-Faktor zu analysieren, wenn Ärzte solche Tests vor einer Verschreibung durchführen – und welche Effekte es hätte, wenn diese Tests in Apotheken angeboten würden. „Hier liegt erhebliches Steuerungspotenzial“, betonte Bauer. Ein Test in der Apotheke, gefolgt von einer telemedizinischen Beratung, könnte eine sinnvolle Alternative darstellen.

Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, sieht weiterführende Tests in Apotheken kritisch. Für ihn ist klar: Die Diagnostik liegt in der Verantwortung der Ärzte.

Größere Apothekenreform

„Ich werbe ganz intensiv dafür, diese Idee im Rahmen einer umfassenden Apothekenreform auf den Weg zu bringen“, versprach Kippels. Nur durch eine intelligente Zusammenarbeit könnten die bestehenden Engpässe und Herausforderungen im Gesundheitswesen effizient bewältigt werden.