Im Rahmen seiner Sommertour besuchte der CDU-Gesundheitspolitiker Dr. Georg Kippels die Frechener Niederlassung der Apothekergenossenschaft Noweda. Im Gespräch mit Vorstandschef Dr. Michael P. Kuck und Niederlassungsleiterin Jana Ehmer lag ein Themenschwerpunkt in der sicheren Arzneimittelversorgung. Kippels plädierte für gleiche Anforderungen an die Transportwege für Großhändler und Versandapotheken.
„Der Schutz der Patienten muss bei der Arzneimittelversorgung an allererster Stelle stehen“, sagte Kippels. Dabei sei ohne Belang, ob ein Medikament über den pharmazeutischen Großhandel und die Vor-Ort-Apotheke an den Patienten gelangt oder ob der Patient sein Arzneimittel von einer Versandapotheke erhalte. „In beiden Fällen muss sichergestellt sein, dass das Medikament auf dem Transportweg keinen Schaden nimmt. Insofern ist es nicht nachvollziehbar, dass Online-Apotheken im Gegensatz zum Großhandel nicht den strengen GDP-Anforderungen zur Auslieferung von Arzneimitteln unterliegen. Hier steht die Gesundheit des Patienten auf dem Spiel, daher gehört diese Ungleichbehandlung unbedingt auf die politische Agenda“, so der CDU-Bundestagsabgeordnete.
Die Qualität der Leistungen der Versandapotheken ist auch Gegenstand der aktuellen Studie „Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Arzneimittel-Versandhandels“, die von der Noweda in Auftrag gegeben wurde und große Defizite in der Lieferqualität und der Erfüllung von gesetzlichen Auflagen aufzeigte. Kuck erläuterte in dem Gespräch die Ergebnisse ausführlich und resümierte: „Für uns ist es unverständlich, dass der Arzneimittel-Versandhandel angesichts dieser eklatanten Sicherheitslücken auch bei den Anforderungen an einen ordnungsgemäßen Transport noch zusätzlich bevorteilt wird.“
Kippels informierte sich auch über die aktuelle Noweda-Kampagne „Alle 38 Stunden“, mit der die Bevölkerung darüber aufgeklärt wird, dass im Schnitt alle 38 Stunden in Deutschland eine Apotheke schließt und dass sich die Zahl der Apotheken bereits auf dem niedrigsten Stand der letzten drei Jahrzehnten befindet. „Es ist wichtig, dass die Menschen wissen, wie bedeutend die Vor-Ort-Apotheken für die Versorgung sind“, begrüßte Kippels das Engagement der Noweda.
Weiterhin war die Rolle des Großhandels für die flächendeckende Arzneimittelversorgung in Deutschland Gegenstand des Gesprächs. Kuck bewertete die Situation wie folgt: „Ohne den pharmazeutischen Großhandel gibt es keine flächendeckende Versorgung in Deutschland. Diese wichtige Aufgabe wird uns jedoch immer schwerer gemacht, durch immer höhere Auflagen der Bürokratie und die Anforderungen, die Großprojekte wie die GDP oder Securpharm an uns stellen. Gleichzeitig sinken die Margen, nicht zuletzt durch den starken Anstieg hochpreisiger Medikamente. Vieles konnten wir in den letzten Jahren über ein striktes Kostenmanagement ausgleichen. Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo die Politik über eine Erhöhung der Großhandelsvergütung nachdenken muss, wenn es die Versorgungsleistungen des pharmazeutischen Großhandels auch zukünftig in der gewohnten Qualität geben soll.“
Zuletzt hatte Kippels beim Kongress der Versandapotheken erneut Zweifel an der Umsetzung des Rx-Versandverbots geäußert: Der CDU-Politiker hätte sich nach eigenem Bekunden eine solche Regelung gewünscht, aber bekanntlich habe es unter Ex-Gesundheitsminister Hermann Gröhe nicht mehr geklappt. Trotz der „sehr eindeutigen“ Ankündigung im Koalitionsvertrag müsse man die Realitäten zur Kenntnis nehmen. Denken mache nicht dümmer; ob es am Ende der Wahlperiode ein Rx-Versandverbot gebe, wisse er nicht.
Zuvor hatte Kippels im Interview mit APOTHEKE ADHOC statt des Rx-Versandverbots ein „Boni-Moratorium“ ins Gespräch gebracht. Zweifel äußerte Kippels auch, dass es in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion eine Mehrheit für ein Rx-Versandverbot gebe: „Ich kann das nicht absehen. Das Nein zum Rx-Versandhandel war getragen von Hermann Gröhe. Jens Spahn als neuer Gesundheitsminister hat zur Gesamtthematik eine etwas liberalere Auffassung. Es würde sicher kein einstimmiges Votum zugunsten des Rx-Versandverbots in der Unionsfraktion geben. Das ist klar. Es gibt auch in der Union zahlreichen Stimmen, die den Rx-Versandhandel erhalten wollen. Das kann man nicht leugnen.“
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