Spitzengespräch im BMG

Kinderarzneimittel: Krisengipfel – ohne Hersteller

, Uhr aktualisiert am 13.09.2023 11:46 Uhr
Berlin -

Mit seiner Dringlichkeitsliste stieß Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor zwei Wochen auf Kritik, Fassungslosigkeit und Spott. Für den morgigen Donnerstag hat er nun zu einem „Spitzengespräch Kinderarzneimittel“ geladen. Und prompt tritt er ins nächste Fettnäpfchen.

Am Donnerstagvormittag hat Lauterbach Vertreterinnen und Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft sowie von Pharmaunternehmen zu einem Spitzengespräch eingeladen. Ziel sei es, „die Versorgungslage bei Kinderarzneimitteln zu analysieren und zu verbessern“, wie es vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) heißt. Direkt im Anschluss will der Minister die Presse informieren – ähnliche Auftritte zu unterschiedlichen Themen gibt es derzeit im Abstand von wenigen Tagen.

Anders als vom BMG angekündigt, sind aber die Pharmaverbände offenbar gar nicht eingeladen. Man habe von dem Treffen vorgestern in der BfArM-Beiratssitzung erfahren, heißt es. Auch der Großhandelsverband Phagro ist nicht dabei – er hatte Lauterbach mit seiner Dringlichkeitsliste offen auflaufen lassen.

Allerdings sind offenbar einzelne Unternehmen eingeladen. So wird Ratiopharm/Teva dabei sein, während mit Infectopharm ein Spezialist für pädiatrische Präparate von dem Treffen nichts weiß.

Für die Apothekerschaft ist Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening dabei. Zu den Themen, die man ansprechen will, konnte ein Sprecher auf Nachfrage noch keine Auskunft geben, weil die Inhalte noch in der Abstimmung seien.

Warum Lauterbach das Treffen nur in kleiner Runde stattfinden lässt, ist unklar. Eine Erklärung wäre, dass sein bayerischer Amtskollege Klaus Holetschek (CSU) seit Monaten einen Gipfel zum Thema Engpässe fordert und Lauterbach darauf bislang nicht eingehen wollte.

Lauterbach steht wegen der existierenden und sich abzeichnenden Engpässe massiv unter Druck. Einen zweiten Winter mit fehlenden Antibiotika und Fiebersäften würde er politisch nicht überleben, das schien ihm vor zwei Wochen klar geworden zu sein. Mit hektischem Aktionismus versucht er jetzt die Versorgungslage zu verbessern; so ließ er die Dringlichkeitsliste erstellen und versprach dem Großhandel mehr Geld, wenn er die aufgeführten Präparate importieren und an Lager legen würde. Der Phagro lehnte ab: Weder könne man die Ware beschaffen, noch sehe man Importe als adäquates Mittel. Umso spannender, was der Minister morgen mit den Heilberufen aushandeln will.

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