Klares Nein zum Impfen in der Apotheke: Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BFKJ) schießt gegen die Forderung des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Das Impfen müsse ärztliche Aufgabe bleiben.
Für BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach ist klar: „Impfen muss ärztliche Aufgabe bleiben.“ Denn nur Kinder- und Jugendärzte könnten diese Aufgabe sicher und zuverlässig erfüllen. Nicht zuletzt weil die Mediziner die Kinder von Geburt an kennen und über viele Jahren betreuen und genau um den Impfstatus wüssten. „Wir wissen auch, wen wir wegen bestimmter Grunderkrankungen nicht impfen dürfen.“
Fischbach wehrt sich gegen das vom BAH beauftragte Forschungsprojekt zum Rx-to-OTC-Switch am Beispiel der Grippeschutzimpfung. Dieses brachte im internationalen Vergleich die durchschnittliche Zahl an Arbeitsstunden pro Woche ans Licht und zeigte, dass Mediziner überdurchschnittlich viel arbeiten. Impfen in der Apotheke könnte die Ärzte entlasten, so die Studie. Fischbach hält dies für ein „fadenscheiniges Argument des BAH“. Es gebe in ganz Deutschland keine einzige Kinder- und Jugendpraxis, die wegen einer Überlastung nicht impfe.
In anderen Ländern impfen Apotheker bereits. Die gesundheitsökonomische Analyse von May + Bauer im Auftrag des BAH belegt steigende Impfraten. So konnte in vielen Ländern die Impfrate der saisonalen Grippeschutzimpfung um etwa 10 Prozent gesteigert werden. In der Schweiz gab es im vergangenen Jahr etwa 400 impfende Apotheken. Von denjenigen, die sich in der Apotheke impfen ließen, gaben 15 Prozent an, sich sonst nicht vor der Grippe zu schützen. Für Fischbach zieht aber auch dieses Argument nicht.
„Oder geht es dem BAH mit seiner Kampagne am Ende um die Aushöhlung der Verschreibungspflicht?“, fragt der BVKJ-Präsident. Fischbach mahn an: „Sobald Impfstoffe aus der Verschreibungspflicht herausfallen und nur noch apothekenpflichtig sind, müssen Patienten über zwölf Jahre sie aus eigener Tasche bezahlen.“
Unterstützung erhielt Fischbach von Dr. Jürgen Bausch. Der Ehrenvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen und ehemalige Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) spricht sich gegen das Impfen in der Apotheke aus. In der Podiumsdiskussion der Switch-Konferenz des BAH warnte er sogar vor einem Systemwandel unter dem Motto „man könne die Einschaltquote erhöhen“. Apotheker und Ärzte seien gerade dabei, Spannungen abzubauen, impfen in der Apotheke sei ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung. „Ich möchte die Apothekerschaft davor warnen, beim Thema Impfen einen Schritt zu tun. Lasst die Finger davon! Es ist Quatsch sich in dieses Kampffeld zu bewegen. Es ist eine drohende Störung im Verhältnis Arzt und Apotheker.“ Gemeinsames Potenzial sieht Bausch beim Medikationsplan und dem Entlassmanagement, hier sei genug zu tun.
Die Umfragen des BAH zeigen, auch Apotheker sind sich beim Thema Impfen uneinig. Etwa die Hälfte (47 Prozent) befürwortet eine Entlassung von Impfstoffen aus der Verschreibungspflicht. Bei den Ärzten sind es nur 28 Prozent und bei der Bevölkerung liegt die Zustimmung mit 43 Prozent etwa auf Apothekerniveau.
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