Rx-Versandverbot

Praktikum überzeugt SPD-Abgeordneten nicht Eugenie Ankowitsch, 09.01.2017 14:47 Uhr

Berlin - 

Der SPD-Landtagsabgeordnete Gordan Dudas besuchte im Rahmen der Aktion „Freitag ist DienstTag“ eine Apotheke im nordrhein-westfälischen Kierspe. Von einem Rx-Versandhandelsverbot konnte ihn aber auch der Einblick in den Alltag der Apotheker nicht überzeugen.

Was sie dem SPD-Besuch zeigen und sagen will, wusste die Apothekerin Christiane Karge schon vorher ganz genau. Die überbordende Bürokratie, an der die Apotheken „ersticken“, die ungleichen Bedingungen für die Apotheken vor Ort und den Versandhandel aus dem Ausland und Retaxationen der Krankenkasse aufgrund von Formalien: Das sind die wichtigsten Anliegen auf der Liste der Pharmazeutin.

„Das Praktikum war sehr interessant“, sagte Dudas gegenüber APOTHEKE ADHOC. Bisher habe er eine Apotheke immer nur als Kunde betreten. Die Hospitation sei deshalb, aber auch angesichts der akteullen Diskussion um das EuGH-Urteil, sehr spannend gewesen.

Um einen Einblick in den Alltag verschiedener Berufe zu erhalten hat der Landespolitiker die Aktion „Freitag ist DienstTag“ ins Leben gerufen. In regelmäßigen Abständen hospitiert er in unterschiedlichen Betrieben und Einrichtungen seines Wahlkreises. So hat Dudas nach eigenen Angaben mittlerweile mehr als 30 Praktika absolviert und besuchte unter anderem eine Kindertagesstätte, einen Betreuungsdienst sowie die Feuerwehr in Lüdenscheid. Jedes Unternehmen oder Einrichtung kann sich beim Landesabgeordneten bewerben und ihn einladen, ein Tagespraktikum vor Ort zu machen.

Das hat auch Apothekerin Karge gemacht. Im Sommer hat sie dem SPD-Landtagsabgeordneten angeboten, in ihrer Apotheke zu hospitieren. Am 6. Januar war es dann soweit: Dudas kam in die Apotheke am Wildenkuhlen und wollte sich aus erster Hand die Arbeit der Pharmazeuten erklären lassen. In der Apotheke konnte er dann Medikamente in den Kommissionierer einlagern und die Mitarbeiter in ihrem Alltag am HV-Tisch unterstützen. Ebenfalls hat Karge dem Landtagsabgeordneten Einblicke in die Warenwirtschaft und das Bestellverfahren von Arzneimittel gewährt.

Deutlich machte die Pharmazeutin, wie hoch der Anteil der Rx-Arzneimittel an ihrem Umsatz ist. So machen verschreibungspflichtige Medikamente rund 75 Prozent des Umsatzes der Apotheke aus. „Wenn auch nur ein Teil davon wegbricht, kann es die Existenz der Apotheke gefährden“, sagt Karge.

Sie persönlich habe bisher keine Umsatzeinbußen wegen des Rx-Boni- Urteils hinnehmen müssen. Es liege vor allem daran, dass sie viele Stammkunden habe, die nicht besonders preissensibel seien. „Außerdem rede ich mit ihnen ganz viel und erkläre die aktuellen Herausforderungen für Apotheken vor Ort und die Vorteile einer individuellen Beratung“, berichtet sie. Karge begrüßt die Pläne für ein Rx-Versandhandelsverbot ausdrücklich. „Vielleicht gibt es eine Alternative für das Verbot. Aber keine, die schnell greift“, ist sie überzeugt. Genau das sei aber notwendig.

Ein Rx-Versandhandelsverbot hält Dudas allerdings für schwer realisierbar. Er könne zwar den Wunsch der Apotheker nachvollziehen. Ein solches Verbot sei allerdings weder rechtlich haltbar noch zeitgemäß, sagte der Politiker gegenüber APOTHEKE ADHOC. Dennoch räumte er ein, dass das EuGH-Urteil ausländischen Versandapotheken einen Wettbewerbsvorteil verschafft hat. „Wettbewerb ja, aber auch für Online-Apotheken im Ausland müssten die deutschen Gesetze gelten“, sagte Dudas. Dann bestünde für die Kunden kein Grund, die Medikamente im Internet zu bestellen.

Beim Thema Bürokratie-Abbau stieß Karge beim SPD-Landtagsabgeordneten zwar auf offene Ohren. „Bürokratie-Abbau ist vielerorts ein wichtiges Thema“, sagt Dudas. In der Apotheke habe er ebenfalls einige Vorschriften erlebt, die ihm auf den ersten Blick doch etwas „übertrieben“ vorkamen. Allerdings könnten diese Probleme nur auf der Bundesebene gelöst werden.

Karge berichtete dem Landespolitiker außerdem von großen Nachwuchsproblemen. Das gilt sowohl für PTA und PKA als auch für Apotheker. So sucht die Pharmazeutin bereits seit mehreren Jahren einen Pharmazeuten, der sie entlasten kann. „Bisher vergeblich“, sagt sie. Gordan Dudas sieht eine Möglichkeit, an dieser Situation etwas zu verbessern, in der Steigerung der Attraktivität der Region - damit junge Menschen im heimischen Raum bleiben beziehungsweise wieder zurückkehren.