Apothekenreform

Kiefer: Mehr Dienstleistungen, mehr Honorar

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Berlin -

FAZ, Süddeutsche, Focus: Die ersten Medien greifen die Verhandlungen zwischen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der ABDA auf. Damit sich nicht der Eindruck verfestigt, es ginge um einen Ablasshandel rund um das Rx-Versandverbot, meldet sich der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Andreas Kiefer, zu Wort. Die Apotheken könnten zusätzliche Dienstleistungen erbringen, bräuchten aber eine angemessene Honorierung.

„Wir wollen unseren Patienten mehr pharmazeutische Dienstleistungen anbieten und damit ihre Versorgungssituation verbessern. Apotheker können weit mehr, als ‚nur‘ begleitend zur Arzneimittelabgabe zu beraten. Dieses Potential muss stärker genutzt und auch angemessen honoriert werden“, so Kiefer. Denn niemand könne praktisch am Versorgungsbedarf orientierte pharmazeutische Dienstleistungen besser definieren als die Kammern.

Auch die Umsetzung könnten die Kammern am besten ausgestalten. „Wir haben in vielen Modellprojekten Erfahrungen gesammelt und wollen die freiberufliche Verantwortung der Experten in der staatlich kontrollierten funktionalen Selbstverwaltung stärken. Die Ziele der Dienstleistungen müssen dabei politisch abgestimmt sein“, so Kiefer weiter.

Bislang nicht honoriert wird die Medikationsanalyse für Patienten mit Polymedikation. Apotheker könnten künftig für diese Dienstleistung aus dem Topf der 240 Millionen Euro entlohnt werden. „Da die zeitlichen Kapazitäten der Apotheker und die finanziellen Ressourcen begrenzt sind, können wir diese Leistung nicht jedem Patienten zugute kommen lassen. Deshalb muss entschieden werden, bei welchen Patienten die Medikationsanalyse abgerechnet werden kann“, sagt Kiefer. Es müsse beispielsweise geklärt werden, ab wie vielen Medikamenten oder ab welchem Patientenalter das Medikationsmanagement durchgeführt werde. Fragen, über die sich laut Kiefer Apothekerschaft, Politik und anderen Akteure im Gesundheitswesen gemeinsam austauschen müssen.

Ein weiteres Beispiel für nicht honorierte Dienstleistungen, die zum Apothekenalltag gehören, nennt Kiefer den Austausch von Arzneimitteln aufgrund von Qualitätsmängeln. So hätten die Rückrufe bei Valsartan und weiteren Vertretern der Stoffgruppe zu einem erheblichen Mehraufwand in den Apotheken geführt. Seit Sommer werden Sartane zurückgerufen. Auch heute sind die Rückrufe aufgrund von Verunreinigungen einzelner Wirkstoffchargen mit potentiell krebserregenden Nitrosaminen nicht abgeschlossen. „Wenn man uns den Spielraum einräumt, können die Apotheker hier Bürokratie abbauen und mithelfen, Kosten einzusparen“, ist Kiefer sicher.

Die ABDA fordert die Einrichtung eines Fonds und die Schaffung einer Rechtsgrundlage. Die Leistungen sollen außerdem von der Apothekerschaft definiert werden.

Am Donnerstag hatte die ABDA dem acht Punkte enthaltenden Plan B von Spahn einen eigenen Sechs-Punkte-Plan entgegengestellt: Kernforderung ist ein Verbot von Rx-Boni auch für ausländische Versandapotheken. Dies soll über das Sozialgesetzbuch (SGB V) geregelt werden. Der ABDA-Plan wurde von der Mitgliederversammlung einstimmig angenommen.

„Wir haben uns entschlossen, dem Diskussionsangebot von Spahn ein eigenes Angebot gegenüberzustellen“, sagte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt im Anschluss an die Mitgliederversammlung. Sollte der Bundesgesundheitsminister die Forderungen der ABDA nicht umsetzen, würden die Apotheker an der Forderung nach einem Rx-Versandverbot festhalten, so Schmidt.

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