Kemmritz: DAT kommt dieses Jahr zu früh Lothar Klein, 22.09.2016 10:39 Uhr
Beim vergangenen Apothekertag in Düsseldorf gehörte die Berliner Apothekerin Dr. Kerstin Kemmritz zu den Aktivposten in der Diskussion. Mit fünf Anträgen sorgte ihre Gruppe für lebhafte Beiträge. Dieses Jahr schweigen Kemmritz & Co. Nicht, weil sie nichts mehr zu sagen hätten oder gar resignieren: „Es ist Vieles im Fluss“, so Kemmritz. „Aber wir kennen die Richtung noch nicht. Da macht es keinen Sinn, die alten Anträge zu wiederholen.“
Die alten Themen seien noch genauso aktuell und brisant wie vor einem Jahr, so Kemmritz: Rx-Boni, Lieferengpässe, Honorar natürlich, die Schattenretaxation und die Nachweise für Nicht-Lieferfähigkeit. Kemmritz: „Das brennt uns allen unter den Nägeln.“ Aber man wisse derzeit nicht, in welche Richtung sich die Dinge entwickelten. „Wir wollen lösungsorientierte Anträge stellen. Aber wir wissen nicht, wohin die Reise geht“, so Kemmritz.
Einfach die bisherigen Positionen zu wiederholen, mache keinen Sinn. Darüber habe man diskutiert und beschlossen, auf eigene Anträge zum DAT 2016 in München zu verzichten: „Aber Ad-hoc-Anträge halten wir uns natürlich offen“, so Kemmritz. Von Resignation oder gar Frust könne keine Rede sein. Allerdings gibt es auch Kritik an der ABDA: Die Anträge des letzten DAT seien zwar „wohlwollend“ aufgenommen worden: „Aber sie sind von der ABDA noch nicht umgesetzt.“
Kemmritz und ihre Mitstreiter wünschen sich mehr Transparenz von der ABDA. Beispiel Lieferengpässe und Nachweise: Der DAV verhandele in dieser Angelegenheit seit Monaten. „Aber wir wissen nicht mit wem und kennen nicht den Verhandlungsstand. Wir würden den DAV ja gerne auf dem DAT unterstützen. Wir wissen aber nicht wie“, so Kemmritz. Dass sich der DAV nicht in die Karten schauen lässt, bedauert Kemmritz. „Unter der Oberfläche schwelt das Thema, in den Internetforen wird darüber ausgiebig diskutiert. Uns fehlt aber der Lösungsansatz. Denn wir wissen nicht, wo es klemmt.“
Ähnliches gilt auch für das anstehende EuGH-Urteil zu Rx-Boni: „Der DAT kommt dieses Jahr für viele Themen einfach zu früh“, so Kemmritz. Auch bei diesem Thema mache es keinen Sinn, alte Postionen zu wiederholen. „Die Politik kennt unsere Haltung zu Rx-Boni. Wir können aber erst reagieren, wenn wir das Urteil kennen.“
Über die Gegenkandidatur von Hamburgs Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen für das Amt des ABDA-Präsidenten freut sich Kemmritz: „Ich finde es gut, wenn es in der Demokratie eine Auswahl gibt.“ Man spüre ja bereits jetzt, dass „Bewegung“ in die ABDA komme. Dass anders und offener diskutiert werde: „Das ist doch positiv. Wo Reibung ist, entsteht Wärme.“ Das kann die ABDA aus ihrer Sicht gut gebrauchen.
Wenn sie bei der Präsidentenwahl mitmachen dürfte, würde Kemmritz am liebsten Friedemann Schmidt und Kai-Peter Siemsen wählen: „Ich hätte gerne beide als Duo. Einer allein hat es nicht geschafft.“ Aber mit ihren unterschiedlichen Charakteren und Temperamenten seien Schmidt und Siemsen ein „kraftvolles Team“. Kemmritz: „Der Unterlegene sollte sich auf jeden Fall als Vize einbringen. Dann hätten alle gewonnen“, findet Kemmritz.