Die Albatros-Apotheke in Bremen hat das Testzentrum geschlossen. Der Betrieb sei vorerst „stillgelegt“, sagt Inhaberin Marita Dewitz. Ein wichtiger Grund sei die fehlende Planungssicherheit. Denn für das laufende Jahr habe sie noch keine schriftliche Abrechnung erhalten. Außerdem wurmt sie, dass sich über ihren Betrieb viele Impfverweigerer freitesten ließen.
Dewitz ist mit ihrer Teststelle im Gebäude der Apotheke immer gut gefahren. Einige tausend Antigen-Schnelltests kämen pro Monat zusammen, sagt sie. Wie viel genau sie in den ersten Monaten des Jahres verdient hat, kann sie nur schätzen. „Natürlich kann ich die Anzahl mit den 11,50 Euro multiplizieren.“ Doch die Lage sei intransparent, da die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KVHB) bisher keine Abrechnung geschickt habe. Dort sei man personell unterbesetzt, laute eine Rückmeldung.
Die KV weist Verzögerungen indes zurück: „Wir waren nicht in Verzug und werden auch künftig nicht sein“, sagt ein Sprecher. Die Auszahlungen der Leistungen und Sachkosten nach der Coronavirus-Testverordnung (TestV) unterlägen gewissen Fristen. Die Auszahlung der angeforderten Januar-Leistungen sei fristgemäß Ende März und werde termingerecht erfolgen.
Dass sie nichts schriftlich in der Hand halte und keine Kosten-Nutzen-Analyse für die Teststelle machen könne, sei ein Grund, weshalb sie die Reißleine gezogen habe. Dazu kämen weitere: Sonntags sei sie oft ausgebucht gewesen. Für das Personal der Teststelle bedeute das jedoch immer Wochenendarbeit. Die hohe Nachfrage an dem Tag liege auch an ihrer Stammkundschaft, die hauptsächlich aus Impfverweigern bestehe.
„Wir haben viele Ungeimpfte, das ist natürlich nett für den Umsatz“, sagt die Apothekerin. Zwischen 25 und 50 Prozent der Kund:innen lehnten die Immunisierung ab und ließen sich für die Arbeit „freitesten“. Dadurch entstehe ein „moralischer Konflikt“, sagt Dewitz. Denn die Pharmazeutin befürwortet die Covid-19-Impfung und kann „Schein-Argumente“ nicht mehr hören.
Die Teststelle befand sich in dem gleichen Gebäude in einer ehemaligen Praxis. Die Räume seien perfekt gewesen, schwärmt die Apothekerin. Das Angebot einer Testmöglichkeit habe Spaß bereitet, wenn es auch aufwendig war. „Es war eine Abwechslung.“ Die Apothekerin will sich die Möglichkeit offen halten, im Herbst wieder zu öffnen, wenn die Räume weiter verfügbar sind. Denn die Schließung kommt sowohl bei den Ärzt:innen als auch bei der Kundschaft nicht gut an. „Die Ärzte sind entsetzt, denn sie sollen die Genesenen bald freitesten.“
APOTHEKE ADHOC Debatte