Praxishonorare

Kein Verständnis für Ärztestreik

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Während die Ärzte sich zum Streik formieren, wächst die Kritik. Der GKV-Spitzenverband reagierte naturgemäß mit Unverständnis: „Kernproblem ist die Verteilungsungerechtigkeit zwischen den Arztgruppen“, meinte ein Verbandssprecher. „Streiks werden wohl kaum dabei helfen, dieses Problem zu lösen.“

Auch die Gesundheitsexpertin der Linken, Martine Bunge, sieht die Verteilung als Problem: „Ärzte haben extrem sichere Arbeitsplätze und erhalten im Schnitt gute Honorare. Das Problem ist zuerst die ungerechte Honorarverteilung in den eigenen Reihen.“ Der Versuch, Patienten mit Praxisstreiks letztlich als Druckmittel für die Honorarforderungen zu missbrauchen, zeuge von „mangelnder Sensibilität“, sagt Bunge. „Ich erwarte von der Ärzteschaft mehr Fingerspitzengefühl beim Streit mit den Krankenkassen um die Honorare.“

Der Sozialverband Deutschland wirft den Ärzten vor, massiv Befürchtungen bei

Patienten auszulösen. Den Verband hätten in den vergangenen Tagen Angstwellen aus seiner Mitgliedschaft erreicht, sagte Präsident Adolf Bauer. „Entgegnen der ersten Beteuerungen der Ärzte werden die Patienten jetzt in einen Streit hineingezogen, dessen Folgen noch nicht absehbar sind.“ Insbesondere kranke und ältere Menschen dürften keinesfalls durch Versorgungsengpässe verunsichert werden.

Die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ermahnte die Mediziner, Schwerstkranke von den Protesten auszunehmen: „Es wäre für uns nicht zu akzeptieren, wenn Schwerstkranke auf einem Anrufbeantworter ihres niedergelassenen Arztes landen“, sagte Vorstand Eugen Brysch. „Deshalb müssen die Ärzte Patienten der Pflegestufe 2 und 3 oder in der Sterbebegleitung ausdrücklich aus dem Streik heraushalten.“

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) muss sich als Körperschaft des öffentlichen Rechts aus den Streikaufrufen heraus halten. Wie zuvor andere Protestmaßnahmen soll auch der Streik vom NAV-Virchowbund organisiert werden, der die Praxen über mehr als 30 Fachverbände kontaktiert.

 

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