Es knirscht zwischen Ärzten und Apothekern. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt verunsichert die Mediziner mit seinen freimütigen Einlassungen darüber, wie er sich das künftige Miteinander vorstellt. Mit dem Nein zum einheitlichen Entlassrezept setzt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ein Zeichen: Apotheker, haltet Euch zurück!
Perspektivpapier, Medikationsmanagement, OTC-Nutzenbewertung: Es hat beim Apothekertag viele Themen gegeben, an denen sich die Ärzte hätten reiben können. Doch KBV-Chefin Regina Feldmann hat sich das Entlassrezept herausgesucht – obwohl die Apotheker in ihrem Vorschlag eigentlich sehr bewusst die Belange der niedergelassenen Mediziner berücksichtigt hatten.
Für „mindestens drei Tage“ sollen die Kliniken ihren Patienten Arzneimittel mitgeben können, fordert Feldmann. Im Apothekengesetz ist derzeit von „längstens drei Tagen“ die Rede. Die Formulierung ist also mit Bedacht gewählt. Wenn etwas die Apotheker auf die Palme bringt, dann sind es Forderungen nach der Selbstdispensation, das wissen die Mediziner ganz genau.
Welche Reaktion erwartet aber der ABDA-Präsident, wenn er selbst die eigenen Kollegen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) mit der provokanten Aussage überrascht: „Die Entscheidung über die Therapie treffen immer die Ärzte, aber wir werden zukünftig Entscheidungsempfehlungen vorbereiten und den Ärztinnen und Ärzten übermitteln“?
Schon im Januar hatte Schmidt in der FAZ fabuliert, dass es zum Normalfall werden müsse, dass der Arzt einen Apotheker bei einer komplexen Medikation zu Rate ziehe. Damals hatten die Mediziner noch auf eine Retourkutsche verzichtet, vielleicht hatte es informell einen Rüffel gegeben, beim Aufsichtsratstreffen der Apobank etwa oder beim Bundesverband der Freien Berufe.
So frech angegangen wie von Schmidt wurden die Ärzte lange von keinem ABDA-Präsidenten. Das Risiko ist gewaltig, dass der Philosoph unter den Pharmazeuten mehr Schaden anrichtet, als es sein Perspektivpapier gewordenes Leitbild rechtfertigt. Schmidt ist das Schaf im Wolfspelz: Für überbordendes Selbstbewusstsein gibt es jedenfalls keinen Grund, denn bislang wurde die Neuausrichtung des Berufs ausschließlich von den Berufsvertretern beklatscht.
Die Botschaft der Ärzte ist klar: Wenn Ihr weiter Krawall macht, Apotheker, dann könnt ihr Euch nicht nur Euer Medikations-, sondern auch das Entlassmanagement an den Hut stecken. Und alles, was Euch sonst noch wichtig ist.
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