Terminservicestellen

Gassen: Wir koordinieren keine Frisörtermine

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Berlin -

Die Terminservicestellen der Ärzteschaft haben in den ersten 100 Tagen ihres Bestehens mehr als 31.000 Facharzttermine vermittelt. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) wurden 19.000 dieser Termine über das einheitliche Internetangebot von elf Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) vermittelt, die übrigen über andere Systeme der sechs weiteren KVen.

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen bezweifelte erneut, dass die Stellen gebraucht werden. „Wir haben nicht gedacht, dass es so wenige sind“, sagte Gassen. Vorbereitet habe sich die KBV auf einen deutlich größeren Andrang. In einem Jahr will KBV das neue Angebot auswerten und mit der Politik über die Notwendigkeit sprechen.

Der Bundespatientenbeauftragte Karl-Josef Laumann (CDU) hingegen sieht einen Bedarf und kritisierte „einen ziemlichen Wildwuchs“ bei den Stellen. Eine telefonische Erreichbarkeit von nur zwei Stunden am Tag, wie dies in Brandenburg der Fall sei, reiche nicht aus, sagte Laumann der „Rheinischen Post“.

Seit dem 25. Januar können sich gesetzlich Versicherte von einer der 17 regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen innerhalb von vier Wochen einen Termin beschaffen lassen, um längere Wartezeiten zu vermeiden. Dafür brauchen Kassenpatienten allerdings eine ärztliche Überweisung mit einer Codenummer. Der Gesetzgeber hatte die Ärzte mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) zur Einrichtung der Servicestellen verpflichtet. Vorausgegangen war eine Diskussion über zu lange Wartezeiten für GKV-Patienten auf einen Facharzttermin. Die KBV hatte die Notwendigkeit von Terminservicestellen stets bestritten.

Laut KBV werden nur rund die Hälfte der Anrufer zu einem Facharzt vermittelt. Bei vielen Patienten liege die vom Gesetz geforderte Dringlichkeit nicht vor. Andere fragten nach Wunschterminen. Gassen: „Die Terminservicestellen sind kein Consierge-Service, um Wunschtermine zu identifizieren und mit dem Frisörtermin zu koordinieren.“ Ärgerlich aus Sicht der Ärzte sei, dass 10 bis 20 Prozent der Patienten zu vereinbarten Termin nicht erschienen.

Laut Gassen rufen die meisten Patienten montags, dienstags und donnerstags zwischen neun und 12 Uhr an. Die durchschnittliche Wartezeit in der Telefonschleife betrage 3,5 Minuten. Obwohl die KBV die Terminservicestellen für überflüssig hält, will sie das aufgebaute elektronische Vermittlungssystem ausbauen und darüber e-Arztbriefe versenden. Außerdem führt die KBV mit den Krankenkassen Gespräche, das System für psychotherapeutische Erstsprechstunden weiterzuentwickeln.

Für die Grünen geht die Terminservicestelle am eigentlichen Problem vorbei: „Die heute von der kassenärztlichen Bundesvereinigung veröffentlichten Zahlen bestätigen, dass die Bundesregierung mit den Terminservicestellen eine reine Symptombehandlung vorgenommen hat. Das Problem wurde nicht an der Wurzel gepackt. Die Anreize, gesetzlich und privat Versicherte unterschiedlich zu behandeln, bleiben bestehen“, so Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Schon vor der Einführung der Terminservicestellen hätten die Grünen darauf hingewiesen, dass der Großteil der Patienten bereits vor deren Einführung einen Termin innerhalb der Vierwochenfrist erhielten. Sie warteten jedoch im Durchschnitt zwischen 16 und 24 Tage länger auf einen Termin als die PKV-Versicherten.

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