Projekt „Zukunftspraxis“

KBV: Künstliche Intelligenz vergibt Folgerezepte

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Berlin -

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist auf der Suche nach digitalen Innovationen für ihre Mitglieder. Dazu hat sie unter dem Namen „Zukunftspraxis“ einen Ideenwettbewerb gestartet, dessen erster Gewinner nun in die praktische Erprobung geht: In 50 Praxen und MVZ soll künftig eine Künstliche Intelligenz (KI) ans Telefon gehen, wenn ein Patient anruft. Die Software soll viele Aufgaben einer menschlichen Praxishelferin übernehmen können, unter anderem die Vereinbarung von Folgerezepten.

„Liebe Patientin, lieber Patient, damit wir uns noch besser um sie kümmern können, testen wir einen neuen Telefonassistenten“, teilt die KBV in einer Patienteninfo mit. Der interaktive Anrufbeantworter Aaron.ai soll nicht nur die Sprechstundenhilfe in den Praxen entlasten, sondern auch eine bessere telefonische Erreichbarkeit ermöglichen. Denn die KI wird nicht nach Arbeitsstunde bezahlt, Patienten können sie auch außerhalb der Öffnungszeiten anrufen.

Und die KI soll den Arzthelfern dabei einige grundlegende Aufgaben abnehmen können. Die Vereinbarung oder Absage von Terminen soll genauso möglich sein wie die Anforderung von Folgerezepten. „Mithilfe künstlicher Intelligenz erkennt der smarte Telefonassistent in einem freien Dialog das Anliegen Ihrer Patienten und erfragt die notwendigen Informationen zum Beispiel zur Terminvereinbarung“, erklärt Anbieter Aaron.ai das System. Für die Patienten ist es, als ob sie mit anderen KI-Assistenten reden: „Die Computerstimme entspricht dem aktuellen Stand der Technik, sie klingt in etwas wie Siri von Apple oder der Google Assistant“, erklärt Geschäftsführer Richard von Schaewen.

Die Sprechstundenhilfe wiederum kann die Anrufe in Echtzeit in einer webbasierten Applikation sehen und dann entweder zurückrufen oder über eine Eingabemaske SMS an den Anrufer versenden. Für die Installation sind laut Aaron.ai keine zusätzlichen Geräte oder Programme notwendig. Per Fernzugriff müssen lediglich ein paar Telefoneinstellungen geändert werden, der Zeitaufwand liege demnach bei einer halben Stunde.

Das 2015 gegründete Berliner Start-up vertreibt das Programm auch direkt an Praxen und MVZ, der Preis richtet sich dann nach der Größe des Betriebs. Allerdings verkauft Aaron.ai nicht nur an Ärzte: Unter anderem managen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ihre telefonische Fahrplanauskunft mittels Aaron.ai und auch der Energiekonzern E.On zählt zu den Kunden. Wer bei ihm telefonisch seinen Zählerstand meldet, redet bereits mit dem Aaron-ai-Assistenten.

Bis Mitte 2021 wird der Assistent nun in rund 50 Praxen und MVZ getestet, vor allem mit Blick auf die Auswirkungen auf Effizienz, Effektivität und Qualität der Versorgung, aber auch die Akzeptanz bei den Patienten.

Die KI-Sprechstundenhilfe ist der erste Teil des Projekts „Zukunftspraxis“, mit dem die KBV die Digitalisierung deutscher Arztpraxen vorantreiben will. Vergangenes Jahr hatte der Verband in einem Ideenwettbewerb zehn Unternehmen ausgewählt, die mit innovativen Produkte zeigen sollen, „wie sich eine sinnvolle Digitalisierung der Gesundheitsversorgung in Deutschland gestalten lässt“. Zu den ausgewählten Produkten zählt auch die Beratungs-App Ada zur Vordiagnose und Diagnoseunterstützung, das cloudbasierte Praxisverwaltungssystem Doctorly oder die Software Idana, die Ärzte in Kombination mit einer Patienten-App bei der Anamnese unterstützen soll.

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