Hausärzte: Kritik an KBV & Co. dpa, 10.05.2015 15:03 Uhr
Die Verbandsspitzen der Kassenärzte stecken in einer tiefen Krise. Jeder kämpft gegen jeden. Es geht um Macht und Einfluss. Im Vorfeld des Deutschen Ärztetags in Frankfurt hat der Deutsche Hausärzteverband eine tiefgreifende Reform der Verbandstrukturen der niedergelassener Ärzte gefordert. Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) dürfte spannend werden.
„Die Halbwertzeit von funktionierenden Strukturen in der Welt der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) nimmt gewaltig ab“, sagte Hausärzte-Verbandschef Ulrich Weigeldt. Die Querelen zeigten, dass die Körperschaft der ärztlichen Selbstverwaltung vor allem mit sich selbst beschäftigt sei – und mit dem Erhalt von Macht und Einfluss. Die Versorgung der Patienten stehe weniger im Vordergrund, sagte Weigeldt.
Zwischen KVen und der KBV-Spitze gibt es seit geraumer Zeit Streit unter anderem über die Honorarabrechnungen. Zudem gibt es Spannungen zwischen dem KBV-Vorsitzenden Dr. Andreas Gassen (Fachärzte) und seiner Stellvertreterin Regina Feldmann (Hausärzte). Die KVen verlangen personelle Konsequenzen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Vertreterversammlung an diesem Montag in Frankfurt spannend werden.
Weigeldt gießt Öl ins Feuer: „Wenn nach einem Jahr schon wieder diskutiert wird, ob der Vorstand der richtige ist oder nicht, dann ist das schon bemerkenswert.“ Die anhaltenden Verwerfungen seien ein deutlicher Hinweis, „dass dieses Prinzip körperschaftlicher ärztlicher Selbstverwaltung an seine Grenzen gestoßen ist“.
Dass dies nicht mehr richtig funktioniere, sei um die Jahrtausendwende auch Anlass für seinen Verband gewesen, „eine andere Struktur aufzubauen, um wenigstens die hausärztliche Versorgung sicherzustellen“. Damals seien permanente Eingriffe des Gesetzgebers erforderlich gewesen, um zu verhindern, dass der Hausärztemangel noch dramatischer werde.
„Wir müssen stärker als bisher in kooperative Strukturen kommen.“ Weigeldt verwies auf die Zusammenarbeit zwischen Diabetologen sowie anderen Facharztrichtungen und Hausärzten. Hier gehe es vor allem darum: „Wie kooperieren und kommunizieren wir miteinander.“ Das habe zunächst nichts mit Geld oder Honorarverteilung zu tun. „Solche Konzepte sehe ich überhaupt gar nicht in dem Kollektivvertragssystem.“
Weigeldt selbst würde seinen Verband gerne in einer besseren Position sehen; weil die ABDA aber seinerzeit beim Medikationsmanagement die Nähe zur KBV suchte, lehnt Weigeldt eine Zusammenarbeit mit den Apothekern ab und bringt diese lieber mit Einlassungen zur Selbstdispensation auf die Palme. Auch intern steht die KBV unter Druck, vor allem seitens der Freien Allianz der Länder KVen (FALK).