Die Pläne der Bundesregierung, mehr Ärzte auf dem Land anzusiedeln, laufen nach Ansicht des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, ins Leere. Möglicherweise würden Kollegen zur Ansiedlung in Regionen bewogen, die durch Bevölkerungsabwanderung in fünf bis zehn Jahren viel weniger Patienten hätten als heute. „Hier kann man vielleicht mit anderen Versorgungskonzepten viel besser arbeiten.“
Gassen nannte unter anderem die Möglichkeit einer Dependance-Praxis, um derzeitige Engpässe zu beheben. Eine solche Zweigstelle wäre denkbar in schlecht versorgten Gegenden. Dort könnte dann etwa an einem Tag in der Woche ein Frauen- oder Hautarzt arbeiten, da die in aller Regel keine akuten Fälle hätten, argumentierte der KBV-Chef. Die Idee ist schon einige Jahre alt.
Er gab allerdings zu bedenken, dass dies unter anderem aus steuerrechtlichen Gründen schwierig werden könnte – etwa wegen zusätzlicher Steuerlasten wie der Gewerbesteuer. Hier wäre eine Abstimmung innerhalb der zuständigen Ministerien nötig. Eine weitere Möglichkeit, Engpässe zu vermeiden, bestehe darin, Patienten zu Versorgungseinheiten zu bringen, so Gassen.
Auch könnte man in Kliniken, die durch die Krankenhausstrukturreform geschlossen werden sollen, eine sektorenübergreifende – ambulante und stationäre – Versorgungsstruktur schaffen. Die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ist am Donnerstag in erster Lesung im Bundestag.
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