Ärztemangel

KBV: Freie Arztwahl ist reine Theorie

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Angesichts tausender fehlender Ärzte in Deutschland fordern die Mediziner einen Kurswechsel. „Wir müssen den drohenden Ärztemangel als gesellschaftliche Herausforderung begreifen“, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler. „Für viele ist die freie Arztwahl tatsächlich reine Theorie. Wir müssen gezielt für Anreize sorgen, damit sich Ärzte auch im ländlichen Raum niederlassen.“

Insgesamt fehlen laut KBV derzeit 3620 niedergelassene Ärzte - darunter 2026 Hausärzte, 1260 Psychotherapeuten und 334 Fach- und Kinderärzte. Die meisten unbesetzten Arztsitze gibt es in Niedersachsen (678). In Nordrhein-Westfalen könnten 493 Ärzte aus dem Stand neu zugelassen werden - gefolgt von Sachsen-Anhalt (379), Bayern (360), Sachsen (357), Baden-Württemberg (282), Thüringen (222) und Brandenburg (211). Vor allem Hausärzte auf dem Land finden oft keine Nachfolger, während es an Fachärzten in den Ballungsräumen in der Regel nicht mangelt.

Vor Beginn der Verhandlungen über eine neue Gesundheitsreform Anfang des Jahres machte Köhler Druck für seine Forderungen nach attraktiven Bedingungen und Änderungen der Zulassungsregeln. Ärzte- und Klinikorganisationen sollten zusammen mit den Ländern, den Krankenkassen und Patientenvertretern den Ärztebedarf in neuen Regionalverbünden planen, sagte er.

„Regionalverbünde in jedem Bundesland koordinieren die Versorgungsplanung.“ Der Bedarf an niedergelassenen Ärzten und Klinikärzten solle so besser aufeinander abgestimmt werden. Auch nach Ansicht unabhängiger Experten drohen immer stärkere Engpässe bei der Grundversorgung.

Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) will die Gesundheitsreform zu Beginn des Jahres mit einer Regierungskommission auf den Weg bringen. Der regional immer stärker drohende Medizinermangel zählt zu den zentralen Punkten. Insgesamt gibt es rund 150.000 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland.

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