Die Kassenärzte haben flexiblere medizinische Versorgungskonzepte für ländliche Regionen gefordert. „Die romantische Vorstellung, dass in jedem Dorf ein Landarzt sitzt, von der müssen wir uns verabschieden“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen. „Es wird auch nicht mit Zwang funktionieren.“ Hier müsse die Politik ehrlich sein.
Ein solches flexibles Versorgungskonzept könne etwa in Filialpraxen gesehen werden, die in der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kommunen betrieben werden könnten. Die Darstellungen von Politik und Krankenkassen einer Überversorgung in Ballungsräumen und Unterversorgung im ländlichen Raum wies Gassen zurück. Die Terminservicestellen, die zu lange Wartezeiten für Patienten verhindern sollen, widerlegten ja gerade die Annahme, es gebe zu viel Ärzte in Ballungszentren.
Im Übrigen ergebe es keinen Sinn, den Kahlschlag in den vermeintlich überversorgten Ballungsgebieten jetzt anzugehen, wo die Konzentration auf die Stadt eher zunehmen werde. So würden Berufspendler ohnehin eher am Ort ihres Arbeitsplatzes zum Arzt gehen als auf dem Land.
„Man kann jedenfalls kaum erwarten, dass jemand als Landarzt sozusagen den letzten verbliebenen Standortvorteil für eine Region darstellt, wenn Schule, Poststelle, Tankstelle und Supermarkt schon längst verschwunden sind“, sagte Gassen. Andererseits könne eine Landarztpraxis finanziell hoch attraktiv sein, und es gebe auch attraktive Gegenden, wo man einen ausgesprochen hohen Lebensstandard habe, fügte der KBV-Chef hinzu.
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