Zu Beginn des Jahres haben viele Krankenkassen ihre Zusatzbeiträge zum Teil kräftig erhöht und die Beitragszahler wegen gestiegener Kosten zur Kasse gebeten. Trotzdem haben sich Kassenchefs ihre Vorstandsgehälter im vergangenen Jahr nochmals erhöht. Spitzenreiter ist erneut der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, mit 305.398 Euro. Das waren gut 8000 Euro mehr als im Vorjahr.
Sein Stellvertreter Thomas Ballast verdiente 2015 mit 267.555 Euro rund 7000 Euro mehr und lang damit deutlich über den Vorständen vieler anderer Kassen. Die Gehälter der Kassenchefs werden jährlich im Bundesanzeiger veröffentlicht.
Der Top-Verdiener im Gesundheitswesen kommt aber aus dem Ärztelager: Dr. Andreas Gassen von der krisengeschüttelten Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) erhielt als Vorstandsvorsitzender 336.192 Euro Jahresgehalt. Außerdem darf er einen Tag pro Woche in einer Arztpraxis arbeiten. Dr. Doris Pfeiffer, Chefin des mächtigen GKV-Spitzenverbandes, verdient mit 245.000 Euro deutlich weniger als Gassen und damit etwas weniger als Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 270.000 Euro.
Im Vergleich dazu wird ABDA-Präsident Friedemann Schmidt spärlich entlohnt. Er erhält eine pauschale Entschädigung für den tatsächlichen Aufwand in Höhe von 120 Prozent des Tarifgehaltes eines approbierten Mitarbeiters der höchsten Stufe. Bei knapp 4000 Euro Tarifgehalt sind das rund 55.000 Euro. Das Amt des ABDA-Präsidenten ist allerdings eine Ehrenamt – und wird oft aufgestockt durch die Vergütung in der jeweiligen Landesorganisation und weitere Mandate etwa bei der Apobank. Außerdem bekommen die Funktionäre der Kammern und Verbände Reisekosten und Sitzungsgelder.
Die Nummer 2 im Kassenlager hinter Baas ist Dr. Christoph Straub, Chef der Barmer GEK. Straub erhielt für seine Arbeit 2015 ein Jahressalär von 272.266 Euro. Die weiteren Vorstandsmitglieder beziehen ein Jahresgehalt von 250.000 Euro. Diese Beträge liegen um 7000 beziehungsweise 6000 Euro höher als im Vorjahr.
Auf dem dritten Platz liegt die die DAK Gesundheit, die Anfang 2016 ihren Zusatzbeitrag kräftig erhöhen musste und seitdem intern ein Sparprogramm fährt und Stellen abbaut. Das hindert die Kasse aber nicht daran, die Vorstandsbezüge zu erhöhen: Vorstandschef Professor Dr. Herbert Rebscher verdiente 2015 mit 256.403 Euro circa 6000 Euro mehr als im Jahr zuvor. Mit 216.300 Euro Jahreseinkommen liegt auch Ingo Kailuweit, Chef der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), noch über 200.000 Euro.
Bei den Ortskassen gliedern sich die Vorstandsbezüge meist in eine Grundvergütung und einen variablen Anteil. Ganz vorn liegt der Chef der AOK Bayern, Helmut Platzer, mit einem addierten Jahresgehalt von 248.226 Euro. Mit 4,3 Millionen Versicherten ist die AOK Bayern die größte Kasse im AOK-Lager. Nahe beieinander in der Einkommensskala liegen Dr. Christopher Hermann (AOK Baden-Württemberg, 3,9 Millionen Versicherte) und Fritz Müller (AOK Hessen, 1,5 Millionen Versicherte). Sie verdienten inklusive Zulagen je rund 230.000 Euro.
Das „Schlusslicht“ in den Verdienstskalen der Ortskassen bilden die Chefs der AOK Sachsen-Anhalt (700.000 Versicherte), Ralf Dralle, mit knapp 176.000 Euro und der AOK Bremen/Bremerhaven (228.000 Versicherte), Olaf Woggan, mit 187.500 Euro. Beide erhalten über die Grundvergütung hinaus keine Zulagen.
Bei den Betriebskassen (BKK) ist das Gehaltsniveau ebenso heterogen wie die Zahl der Versicherten der einzelnen Kassen. Bei den führenden BKKen stehen die Vergütungen aber nicht hinter denen anderer Kassenarten zurück. Der Vorstand der mhplus BKK, (550.000 Versicherte), Winfried Baumgärtner, fuhr zusätzlich zum Grundgehalt von 178.524 Euro eine Zulage von 58.850 Euro ein. Beim Primus im Segment der BKKen, der Deutschen BKK, wird für Vorstandschef Achim Kolanoski ein Fixum von knapp 191.000 sowie 30.000 Euro Zulage ausgewiesen. Der Chef der Thüringer BKK muss sich hingegen mit 88.000 Euro begnügen. Noch weniger erhält mit 83.700 Euro nur der Chef der BKK Stadt Augsburg.
Das Bundesversicherungsamt (BVA) kontrolliert die Vorstandsverträge für Kassenchefs. 200.000 Euro gelten je nach Kassengröße als kritische Grenze. Die Selbstverwaltung hat bisher einen vergleichsweise großen Handlungsspielraum, da es keine fixen Vorgaben für die Beurteilung von Vorstandsgehältern gibt.
APOTHEKE ADHOC Debatte