8 Prozent plus 169 Euro

Kassenbeiträge: Pauschale für Versicherte, Deckel für Arbeitgeber

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Kiel -

Das neue Jahr beginnt mit steigenden Kosten: Auch die Beiträge der Krankenkassen nehmen weiter ungebremst zu; ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Gesundheitsökonom Professor Dr. Thomas Drabinski vom Institut für Mikrodaten-Analyse (IfMDA) in Kiel fordert ein Umdenken in der Finanzierungsfrage: Er schlägt die Einführung einer einheitlichen Gesundheitspauschale vor – unabhängig vom Einkommen.

Die stark steigenden Zusatzbeitragssätze belasteten nicht nur Beitragszahler, sondern gefährdeten auch zunehmend den Wirtschaftsstandort Deutschland, betont Drabinski. Mit der Einführung einer einheitlichen Gesundheitspauschale könnte das derzeitige System aus Beitragssatzsteigerungen und bürokratischen Hürden grundlegend reformiert werden, erklärt der Ökonom in einer aktuellen Veröffentlichung des IfMDA.

Konkret sieht sein Modell eine pauschale Beitragsstruktur vor, die weitgehend unabhängig vom Einkommen berechnet wird. Damit solle die Finanzierung der GKV effizienter und nachhaltiger gestaltet werden. „Das Ziel ist ein transparentes, nachhaltiges und generationengerechtes Finanzierungssystem, das die Solidargemeinschaft stärkt und Bürokratie abbaut“, erklärt Drabinski.

Feste Pauschale pro Versicherten

Vorgesehen ist eine Pauschale von 169 Euro pro Monat und Versichertem, grundsätzlich unabhängig vom Einkommen. Die 169 Euro seien dabei ein „Startbetrag“, der auf den aktuellen Einnahmen der GKV durch die Arbeitnehmer basiere, so Drabinski auf Nachfrage. Die einzelnen Krankenkassen könnten die Pauschale zukünftig individuell anpassen und zum Beispiel auch höhere Beiträge für ein größeres Leistungsangebot verlangen.

Arbeitgeber sollen dagegen einen fixen Anteil von 8 Prozent zahlen, was Planungssicherheit für Unternehmen schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten stärken soll. Für sozial schwächere Versicherte soll die Gesundheitspauschale durch gezielte staatliche Zuschüsse ausgeglichen werden, beispielsweise für Kinder und einkommensschwache Haushalte.

Durch die Einführung einer solchen Pauschale könnten die kontinuierlichen Beitragssatzsteigerungen eingedämmt werden. Prognosen zufolge könnte der Zusatzbeitragssatz bis Ende 2025 auf über 3,5 Prozent ansteigen.

Drabinskis Vorschlag umfasst auch eine umfassende Restrukturierung des Gesundheitsfonds. Durch die Umsetzung des Modells würde das Volumen des Fonds um rund 42 Prozent reduziert, während die verbleibenden Mittel zielgerichteter eingesetzt werden könnten.

Weniger Bürokratie, mehr Innovation

Durch die Abschaffung des Einheitsbeitragssatzes sollen die Krankenkassen mehr Spielraum erhalten, ihre Leistungen individuell zu gestalten und in einen Preis- und Qualitätswettbewerb einzutreten. Pauschale Beiträge würden zudem die Bürokratiekosten reduzieren. Durch mehr Wettbewerb könnte zudem Anreize für innovative und kosteneffiziente Versorgungsmodelle schaffen, die langfristig auch den Wirtschaftsstandort stärken würden, so der Ökonom. Dass dieser Ansatz funktionieren könnte, zeige ein Blick in andere Länder, wie etwa die Schweiz, die ebenfalls auf Pauschalen statt Prozentsätzen setzten.

Drabinski sieht gute Chancen, dass sein Ansatz auch in der politischen Diskussion berücksichtigt werden könnte – wenn nicht vor der Wahl, dann zumindest danach. Denn die finanzielle Schieflage der GKV müsse auf der Agenda der nächsten Regierung stehen. „Das Modell ist vorwärtsgewandt, modern und marktwirtschaftlich orientiert. Und bietet eine klare Alternative zur Bürgerversicherung, die lediglich auf mehr Umverteilung setzt, aber keine echten Lösungen bietet“, sagt Drabinski.

 

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