Arzttermine

Kassenärzte bevorzugen Privatpatienten dpa, 18.04.2012 14:43 Uhr aktualisiert am 18.04.2012 20:05 Uhr

Berlin - 

Viele Kassenärzte behandeln in weit geringerem Ausmaß Kassenpatienten als bei ihren Fachkollegen üblich. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Vor allem in Westdeutschland weist in den meisten Regionen rund jeder fünfte Internist, Nervenarzt, Radiologe und Chirurg weniger als ein Viertel der Behandlungen auf als der Durchschnitt der Arztgruppe. Bei Hausärzten liegt dieser Wert zwischen 4 und 9,5 Prozent.

Die Krankenkassen reagierten empört. „Das ist ein wirklich starkes Stück, wenn sich Ärzte nicht im vorgesehenen Umfang um kranke Menschen kümmern und dadurch Wartezeiten entstehen“, sagte ein Sprecher des GKV-Spitzenverbands.

Die Grünen forderten Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) angesichts der Zahlen zu strengen Prüfungen auf. Gesundheitsexpertin Birgitt Bender warf der Bundesregierung und den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) vor, die Einhaltung der Vorgaben für die Kassenärzte nicht genügend zu überprüfen. Ob die KVen den Auftrag der Ärzte zur Versorgung überwachen, sei der Bundesregierung egal, kritisierte Bender.

Das Bundesgesundheitsministerium räumt ein, Daten über langes Warten von Kassenpatienten auf einen Arzttermin aus diesem Grund gebe es nicht. „Dass in Regionen, in denen Vertragsärzte ihren Versorgungsumfang nicht vollumfänglich wahrnehmen, Wartezeiten entstehen können, obwohl die Region [...] über ausreichend Ärzte verfügt, ist [...] nicht auszuschließen.“