Kassenärzte: Apotheken fehlt medizinische Expertise Carolin Ciulli, 19.06.2024 08:34 Uhr
Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) hat die geplante Ausweitung der Leistungen in Apotheken kritisiert. Die Vorsitzende Catrin Steiniger kritisiert vor allem die Pläne zu neuen Impf- und Testbefugnissen in Apotheken.
Der Gesetzentwurf zur Apothekenreform sieht vor, dass in Apotheken das Impf- und Testangebot ausgebaut werden soll. Die KVBB habe deshalb „starke Bedenken“.
Steiniger hält die Apotheken für den falschen Ort: „Die bisherigen Erfahrungen sind unmissverständlich: Trotz intensiver Werbung sind die Raten in Apotheken für bedeutende Impfungen, wie gegen Corona und Influenza, äußerst niedrig geblieben. Die große Mehrheit der Apotheken verzichtet bisher auf Impfangebote, da sie ihre Hauptaufgaben bereits umfassend erfüllen müssen und hierdurch stark beansprucht sind“, sagt sie. Der richtige Ort für eine Impfung seien und blieben die Praxen.
Immer mehr Impfungen in Apotheken
Seit 2020 dürfen Apothekerinnen und Apotheker in den Apotheken impfen. Was zunächst in Modellvorhaben begann, gehört inzwischen in vielen Betrieben zur Regelversorgung. Geimpft wird gegen Influenza und gegen das Coronavirus. In der vergangenen Grippesaison wurden in Apotheken laut Abda-Zahlen 97.200 Menschen geimpft. Die Zahl steigt deutlich: Im Vorjahr waren es noch 67.300.
Die Kassenärzte kritisieren auch die geplante Ausweitung des Testangebots in Apotheken: „Auch Schnelltests in Apotheken sind aufgrund ihrer geringen Sensitivität ungeeignet für die Diagnose von Infektionskrankheiten. Die ärztliche Indikationsstellung und Ausbruchsbewertung dürfen nicht an Apotheken delegiert werden, da diesen die nötige medizinische Expertise fehlt“, so Steiniger.
Die KVBB fordert die Regierung daher auf, die entsprechenden Passagen im Gesetzentwurf zu streichen und Diagnostik und Impfung in den Praxen zu fördern.