Kassen wollen pDL-Topf auflösen Laura Schulz, 01.07.2024 15:23 Uhr
Der Verband der Ersatzkassen (vdek) hat anlässlich der Verbändeanhörung in der vergangenen Woche ebenfalls eine Stellungnahme zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) veröffentlicht. Darin wird deutlich: Der vdek unterstützt das Reformvorhaben in der Breite, hat aber auch Verbesserungsvorschläge, die allerdings nicht unbedingt im Sinne der Apothekerschaft sind. So soll die Vergütung analog zum Pharmagroßhandel gedeckelt werden und die Töpfe für die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) aufgelöst werden.
Der vdek begrüßt, dass „die Rahmenbedingungen für eine flächendeckende Arzneimittelversorgung durch Apotheken verbessert werden sollen“. Besonders in ländlichen und strukturschwachen Regionen seien die geplanten Flexibilisierungen zu befürworten „und so die knappen Ressourcen des pharmazeutischen Personals besser für die Patient:innen nutzbar zu machen“, heißt es in der Stellungnahme. Die Anpassungen in Sachen Vergütung seien zudem ein erster Schritt, würden jedoch nicht ausreichen. Generell unterstützt der vdek die geplanten Maßnahmen für weniger Bürokratie und einem breiteren Impfangebot.
Dass die avisierte Umverteilung „nicht zulasten der Beitragszahlenden in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gehen sollen“, freut die Kassen. Mit Blick auf die Zahlen der im vergangenen Jahr abgegeben Rx-Arzneimittel gehe der Verband jedoch davon aus, dass die Maßnahme nicht ausreichen werde und trotzdem mit „erheblichen Mehrausgaben“ bei den Kassen zu rechnen sei.
„Deckelung wäre angemessen“
„Um das angestrebte Versorgungsziel zu erreichen und Erlösanteile von stark prosperierenden Apotheken in Gebieten mit dichter Apothekenausstattung in weniger attraktive Standorte, die aber für die Versorgung notwendig sind, zu verlagern, ist eine bloße Verschiebung von prozentualen Vergütungsanteilen zu fixen Vergütungen nicht ausreichend“, schreibt der vdek. Die Reduzierung der „mittlerweile zum Teil sehr hohen Honorare aus dem variablen/prozentualen Vergütungsanteil“ sei zu begrüßen, „angemessen wäre allerdings auch hier eine Deckelung, wie es sie für den pharmazeutischen Großhandel bereits gibt“, befindet der vdek.
Eine Packungspauschale begünstige weiterhin die Apotheken mit vielen Kund:innen, wie beispielsweise Versandapotheken. „Deshalb sollte die Vergütungsreform aus Sicht des vdek noch stärker zugunsten versorgungsnotwendiger Apotheken mit geringen Packungszahlen weiterentwickelt werden und zum Beispiel Vergütungsanteile nach Abgabezahlen gestaffelt werden.“ Der Verband betont zudem, dass insgesamt „eine leistungsgerechte Vergütung aller Leistungen einer Apotheke“ anzustreben sei. „Mit der schlichten Erhöhung des Festaufschlags“ werde die Versorgung nicht flächendeckend gesichert.
Die Barmer ergänzt hierzu: „Notwendig ist aber gleichzeitig eine grundsätzliche Neuausrichtung der Apothekenvergütung, denn die aktuelle Honorierung setzt zahlreiche Fehlanreize.“ Viele abgegebene Packungen bedeuteten hohen Umsatz, die Rezeptur sei hingegen für Apotheken ein Zuschussgeschäft.„Künftig sollte die Vergütung der Leistung folgen, ohne Anreize zur übermäßigen Ausweitung zu schaffen. Bislang sind die Vergütungsbestandteile für die verschiedenen Leistungsaspekte wie Distribution, Beratung oder Zubereitung im Apothekenaufschlag auf das abgegebene Arzneimittel enthalten. Würden diese voneinander getrennt, könnte beispielsweise eine zielgenauere Sicherstellung der Versorgung im ländlichen Raum vorgenommen werden.“
pDL-Fonds auflösen
Bei den pDL-Töpfen würde der vdek allerdings gerne noch einmal ansetzen. So sei es zwar gut, dass hieraus nun Notdienste besser vergütet werden sollen, doch das verwaltete Vermögen im dazugehörigen Fonds werde trotzdem anwachsen. „Zielführender wäre deshalb, den Fonds aufzulösen“, findet der vdek. Stattdessen sollten die pDL „im Wege der Einzelvergütung zwischen Apotheke und Krankenkasse abgerechnet werden können. Somit bliebe Geld, das für die Versichertenversorgung notwendig ist, nicht weitestgehend ungenutzt im Fonds.“