Versorgungsstrukturgesetz

Kassen wollen Ärzte auf Tour schicken dpa, 30.12.2011 13:32 Uhr

Berlin - 

Pünktlich zum Inkrafttreten des Versorgungsstrukturgesetz (VStG) am 1. Januar zeigen sich deutliche Meinungsunterschiede über die Umsetzung der Pläne gegen den Medizinermangel. Ab 2012 ringen Ärzte, Krankenkassen und Länder darum, wie die Mediziner in Deutschland künftig verteilt werden sollen. Den Kassen schwebt ein Rochade-System vor, bei dem sich Ärzte vor Ort abwechseln.

 

In den nächsten fünf Jahren geht laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) jeder dritte Haus- und Facharzt in den Ruhestand. „In dünn besiedelten Regionen werden wir ganz neue Wege gehen müssen“, sagt der Vizechef des GKV-Spitzenverbands, Johann-Magnus von Stackelberg. „Da wird es mehr ärztliche Gemeinschaftspraxen oder auch medizinische Versorgungszentren geben, in denen zum Beispiel an einem Tag der Woche der Internist, am nächsten der Orthopäde und an den anderen weitere Fachärzte tätig sind.“

Hausärzte sollten jedoch weiterhin schnell erreichbar sein. Die KBV fordert, dass eine grundlegend neue Ärzteplanung mehr Allgemeinmediziner festschreibt: Ein Arzt soll nicht mehr wie heute im Schnitt auf 1700, sondern auf 1500 Einwohner kommen.

Doch bis zu einem echten Konzept ist es noch ein langer Weg – mit hohem Risiko von Komplikationen. KBV-Chef Dr. Andreas Köhler erwartet eine entsprechende Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) nicht vor Ende 2012. „Erst dann können die maßgeblichen Zulassungsausschüsse handeln.“ Für Köhler ist zentral: Vom Augenarzt über den Internisten bis zum Urologen soll exakt geplant werden, wo wieviele Mediziner arbeiten sollen. „Wir wollen eine Planung für alle 36 Arztgruppen, nicht nur für 14 wie heute.“

Der Chef der Barmer GEK, Dr. Christoph Straub, hingegen mahnt: „Den angenommenen Ärztemangel durch eine immer verfeinerte Planung zu beseitigen, funktioniert nicht.“ Dies bringe nicht mehr Ärzte aufs Land, sondern nur mehr Ausschüsse und Planer.