BKK-Rabattverträge

Kassen überreizen im Rabatt-Turnier

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Berlin -

Mit Rabattverträgen können Krankenkassen Geld sparen – solange die Hersteller versuchen, sich gegenseitig auszustechen. Doch nicht immer laufen die Ausschreibungen so wie gewünscht: Die TK musste bei ihrer Ausschreibung auf einige Rabattpartner verzichten, und das BKK-Gemeinschaftsunternehmen Spectrum K hat bei seiner dritten Rabattrunde fast ein Drittel der ausgeschriebenen Lose zurückgezogen. Offenbar hatten sich die Kassen überreizt.

 

Insgesamt wurden von den 101 ausgeschriebenen Losen nur 69 vergeben. Nicht vergeben wurden beispielsweise Schnelldreher wie Enalapril, ASS 100 oder Paracetamol. Auf die entsprechenden Fachlose habe kein Hersteller geboten, erklärt eine Sprecherin von Spectrum K. Fehler habe es bei der Ausschreibung nicht gegeben. Das BKK-Unternehmen wurde von der internationalen Wirtschaftskanzlei Salans beraten.

In der Branche heißt es, die Ausschreibung sei an einigen Punkten nicht ganz durchdacht gewesen: Enalapril beispielsweise wurde unter anderem in den Stärken 30 und 40 Milligramm ausgeschrieben, die es allerdings nur von drei Herstellern gibt: 1A Pharma, Hexal und Sandoz, allesamt Tochterfirmen des Schweizer Pharmakonzerns Novartis.

 

 

Fusidinsäure wiederum – ein Wirkstoff mit ohnehin kleinem Markt – wurde in Creme und Salbe aufgeteilt. Diese Kleinteiligkeit macht es aber für Hersteller unattraktiv, auf die Lose zu bieten. Ähnlich sieht es bei Prednicarbat (Creme, Salbe, Fettsalbe) und Clobetasol (Creme, Salbe, Lösung) aus. Paracetamol wird nur selten auf Kassenrezept verordnet; trotzdem gab es drei Lose für das Schmerz- und Fiebermittel.

Bei ACC blieb Spectrum K auf der 100er- und 300er-Dosierung sitzen, aber auch das Fachlos mit 200 und 600 mg als Brausetablette, Granulat und Pulver wurde zurückgezogen. Möglicherweise war hier der Spielraum für Rabatte – ebenso wie bei Testosteron-Ampullen – bereits ausgereizt. Auch bei ASS 100 soll Spectrum K sich überreizt haben: Den Unternehmen wurde ein Höchstpreis vorgegeben, der niedriger lag als der Durchschnittspreis der drei günstigsten Medikamente.

Die Ausschreibung wurde von Spectrum K für 84 Krankenkassen durchgeführt. Die Verträge gelten für rund neun Millionen Versicherte.

 

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