Zusatzprämie

Kassen: Keine Massenkündigungen

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Der Zusatzbeitrag, den acht gesetzliche Krankenversicherungen seit kurzem erheben, hat einer Umfrage der Deutschen Presseagentur zufolge noch keine massenhafte Wechselbewegungen ausgelöst. Zwar habe es „vereinzelt Unmut und vereinzelte Kündigungen“ gegeben, doch könne von einem Massenboykott des Zusatzbeitrags nicht gesprochen werden, hieß es bei der DAK, die zu den größten Kassen gehört.

Zuvor hatten die Lübecker Nachrichten berichtet, Millionen Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen verweigerten die Zahlung des Zusatzbeitrags von monatlich acht Euro. Mit dem Beitrag soll das drohende Defizit gedeckt werden. Betroffene Versicherte können in eine andere Kasse wechseln.

Bislang hätten zwar erst rund 1,5 Millionen der 4,6 Millionen DAK-Mitglieder der Kasse eine Einzugsermächtigung für die Zusatzbeiträge erteilt, so ein DAK-Sprecher. Doch daraus „kann nicht der Schluss gezogen werden, dass es einen Massenboykott gibt.“ Zudem laufe die Zahlungsfrist erst am 15. März ab. „Wir gehen davon aus, dass die meisten Kunden ihren Zusatzbeitrag bezahlen werden“, so der Sprecher.

Die KKH-Allianz hat nach eigenen Angaben erst in der vergangenen Woche damit begonnen, ihre 1,5 Millionen Mitglieder anzuschreiben und über die fälligen Zusatzbeiträge zu informieren. Bislang seien noch keine Sonderkündigungen bekannt. Viele Mitglieder hätten via Internet bereits die Einzugsermächtigung für die acht Euro erteilt, so eine Sprecherin der KKH-Allianz.

Kündigungen habe es dagegen bei der BKK Gesundheit gegeben, teilte die Kasse auf Nachfrage mit. Wie viele der 1,4 Millionen Versicherte gekündigt haben, sei frühestens Ende März bekannt. Der Zusatzbeitrag gelte zwar ab Februar, sei aber erst am Ende des ersten Quartals fällig. Bis Ende März könnten Versicherte noch wechseln.

Ein Sprecher der BKK für Heilberufe sagte, konkrete Zahlen könne er nicht nennen. Das Sonderkündigungsrecht bestehe noch bis zum 6. April. Die Deutsche BKK lehnte eine Auskunft zu Sonderkündigungen und Einzugsermächtigung ab. Die rund 750.000 Mitglieder der Deutschen BKK müssen ebenfalls seit dem 1. Februar acht Euro Zusatzbeitrag zahlen.

800 Kündigungen hat die BKK Westfalen-Lippe seit Einführung der Zusatzbeiträge verzeichnen müssen. „Das ist noch im Rahmen“, sagte Vorstand Willi Tomberge. „Wir gehen davon aus, dass die Versicherten erkannt haben, dass der Gesundheitsfonds generell unterfinanziert ist und dass spätestens zum 1. Januar 2011 alle Kassen Zusatzbeiträge erheben werden - wenn die Politik nichts ändert.“

Sonderkündigungen hat es einem Sprecher zufolge auch bei der BKK advita gegeben. Zahlen könne er aber noch nicht nennen. Die Kasse hat nach eigenen Angaben 35.000 Mitglieder. Auch die Gemeinsame Betriebskrankenkasse (GBK) mit etwa 28.000 Versicherten mag nicht von Massenflucht sprechen: Die Austritte beliefen sich auf „weit unter zehn Prozent“, sagte Vorstand Helmut Wasserfuhr.

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