Kassen: Kein Grund für Honorarsteigerung Laura Schulz, 09.11.2023 13:21 Uhr
Gestern gingen die Apothekenteams aus Norddeutschland auf die Straße, um gegen die aktuelle Politik des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zu protestieren. Zum Mittag versammelten sich in Hannover die Teams aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, am Nachmittag gab es in Schwerin einen weiteren Protest der Apothekerschaft im Zusammenschluss mit Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen. Für die Protestierenden stand dabei die Frage im Raum: Werden wir auch von der breiten Öffentlichkeit gehört? Eine Presseschau.
Die Nachrichtenagentur dpa hat einen Beitrag zu den Protesten veröffentlicht, den viele Medien aufgriffen. Die Anwesenheit des niedersächsischen Gesundheitsministers Dr. Andreas Philippi (SPD) brachte zusätzliche Aufmerksamkeit. So berichtete zum Beispiel die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), jedoch ohne Bild. Im Beitrag wird Verbandschef Berend Groeneveld zitiert, außerdem werden die Forderungen der Apothekerschaft erwähnt sowie die vom Verband vermeldeten 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Groeneveld bekommt in dem Beitrag Gelegenheit, die Lage der Apotheken darzustellen und auch, welche Auswirkungen die neuen Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hätten.
Die Agentur lässt aber auch „die andere Seite“ zu Wort kommen: Laut den Krankenkassen gibt es keinen Grund für die Apotheker:innen, sich zu beschweren. Ein Sprecher des GKV-Spitzenverbandes wird zitiert mit der Aussage, dass 3 Prozent vom Apothekeneinkaufspreis an die Apotheken gehen. Da einzelne Arzneimittel immer teurer würden, steige damit auch die Vergütung von Jahr zu Jahr. Außerdem gebe es weitere Erhöhungen wie bei der Dokumentationsgebühr oder etwa der Vergütung von Notdiensten: „Für zusätzliche Honorarsteigerungen an die Apotheken sehen wir keinen sachlichen Grund.“
„Proteste der Apotheker“ beim ZDF
In den Hauptnachrichten des ZDF wurde ebenfalls berichtet. Nach den Top-Themen ging es um die „Proteste der Apotheker“. „Dass man in diesem Monat vor einer geschlossenen Apotheke steht, kann öfter vorkommen, denn die Apotheker haben bundesweit Proteste angekündigt“, so Sprecherin Marietta Slomka. „Einige Hundert“ Apotheker seien bei der „zentralen Kundgebung“ gewesen, heißt es in dem 30 Sekunden langen Beitrag. Er enthielt einen kurzen Anriss über die Forderungen und den Widerstand gegen Lauterbachs Pläne.
Der Tagesschau waren die Proteste immerhin knapp 22 Sekunden Wert. Nachrichtensprecherin Susanne Daubner sagte, dass in Norddeutschland viele Apotheken geschlossen blieben und dies der Auftakt für einen Protestmonat sei. „Die Apothekerschaft protestiert damit gegen Sparmaßnahmen der Bundesregierung und stagnierende Honorare.“
Via Tagesschau24 wurde das Thema deutlich umfangreicher aufgearbeitet. Über 7 Minuten wurde auf dem Spartenkanal sowie online berichtet, auch Abda-Präsidentin Gabriele Overwiening kam zu Wort.
Die Hamburger Apothekerin Dorothea Metzner schildert den Alltag in der Offizin, geht auf Lieferengpässe und Personalmangel ein, und beschreibt, wieso das Honorar nicht mehr die deutlich gestiegenen Betriebskosten auffangen kann. Kammerchef Kai-Peter Siemsen macht zudem noch einmal den Widerstand der Apothekerschaft gegenüber Lauterbachs Plänen deutlich.
Overwiening spricht anschließend im Interview die mangelnde Unterstützung und Anerkennung der Politik gegenüber der Apotheken an und warnt vor Lauterbachs „2-Klassen-Versorgung“. Es gehe nicht darum, „ein heute gut funktionierendes System schlecht zu reden oder marode zu reden“, so die Kammerpräsidentin, sondern die aktuelle Versorgung zu stabilisieren.
Auch die regionale Presse nahm das Thema gestern auf. Beim NDR kam zum Beispiel Carolina Guillot von der Lotus-Apotheke in Hannover zu Wort, die sowohl auf das Tagesgeschäft in der Apotheke eingehen konnte, als auch bei der Demo interviewt wurde. Aus Sicht der Kassen gebe es auch bei „Hallo Niedersachsen“ keinen Grund zur Sorge. „Von einem Apothekensterben in Niedersachsen kann nicht die Rede sein“, so Simon Kopelke vom Verband der Ersatzkassen (Vdek). Ja, es gebe etwas weniger Vor-Ort-Apotheken, aber das gleiche sich mit dem Angebot an Online-Apotheken aus. Gesundheitsminister Philippi stärke den Apotheken „dennoch den Rücken“, hieß es abschließend.