Honorarstreit

Kassen attackieren Ärzte

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Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung forderte ein hartes Durchgreifen gegen Ärzte, die im Honorarstreit Patienten abgewiesen oder nur gegen Vorkasse behandelt haben. Laut Angaben der Krankenkassen sind bereits Hunderte Patienten von ihren Ärzten nicht behandelt worden. Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) berichtete von bundesweit knapp 1500 Fällen der Vorkasse oder Verweigerung. Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) meldete rund 200 betroffene Patienten in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

AOK, Techniker Krankenkasse und Betriebskrankenkassen sprachen allein für Baden-Württemberg von insgesamt mehr als 300 Fällen. Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg wurde bereits für drei Ärzte der Entzug der Kassenzulassung beantragt. In anderen Bundesländern soll es ähnliche Fälle geben.

Ein DAK-Sprecher rief die Mediziner auf, „den innerärztlichen Verteilungskonflikt nicht auf dem Rücken der Patienten auszutragen“. KKH-Vorstandschef Ingo Kailuweit warnte die Versicherten ausdrücklich davor, den Forderungen nach Vorkasse nachzugeben. „Wer dennoch bar zahlt, muss damit rechnen, dass die Kosten nicht erstattet werden.“

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) unterstützte die Kritik der Kassen. Den Patienten müssten die vereinbarten Leistungen natürlich zur Verfügung gestellt, betonte KBV-Sprecher Roland Stahl. „Das Vertrauen der Patienten dürfen wir nicht verspielen.“ Die Präsidentin der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Ulrike Wahl, nahm ihre Kollegen hingegen in Schutz: „Die Ärzte sehen sich durch die Anfang des Jahres in Kraft getretenen gesetzlichen Regelungen nie
gekannten Einschnitten in der Berufsausübung ausgesetzt.“

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